#23: O wie Ordnung, O wie Oktober

Herbsträumung

Den Begriff Frühjahrsputz kennt wohl jeder. Der dazugehörige Brauch, sein Zuhause zu Beginn des Jahres einmal ordentlich vom Staub zu befreien, der sich eventuell angesetzt hat, hat möglicherweise selbst schon etwas Staub angesetzt, sprich: Wird höchstwahrscheinlich nur noch von der älteren Generation als zwingend notwendig angesehen. Aber vielleicht juckt es auch dich Anfang März oder April plötzlich in den Fingern, dass du die Fenster mal wieder putzen oder das Parkett mal wieder wischen solltest. Ich finde die Idee schön, das Haus für die kommende helle Jahreszeit zu reinigen. Der Frühling bringt eine äußerliche Frische mit, die sich auch in unseren vier Wänden – und in unserem Inneren – gerne widerspiegeln darf.

Wie bereits in diesem Beitrag beschrieben, gibt es einen großen Unterschied zwischen Putzen und Aufräumen. In Marie Kondos Verständnis ist Putzen die Auseinandersetzung mit der Natur, während Aufräumen die Auseinandersetzung mit uns selbst ist. Denn beim Putzen entfernen wir das, was natürlicherweise in unserem Zuhause auftritt wie eben Staub oder Schmutz, der von draußen reingetragen wird. Beim Aufräumen hingegen beschäftigen wir uns mit unserem Besitz und dafür sind wir höchstselbst verantwortlich. Schließlich werden die Gegenstände nicht einfach vom Wind in unsere Wohnungen geweht. Es sind unsere (Kauf-)Entscheidungen, die – bewusst oder unbewusst – dafür sorgen, dass wir Dinge anschaffen und manchmal auch -häufen.

Während sich das Putzen vielleicht wirklich eher im Frühjahr lohnt, weil Fensterscheiben zum Beispiel nicht direkt wieder vom peitschenden Regen dreckig werden, bietet sich das Aufräumen auch im Herbst an. Warum ich für eine Oktoberordnung plädiere, möchte ich dir heute erklären.

 

Jahreswechsel

In vielen Kulturen existieren Traditionen und Rituale zum Jahreswechsel. In Japan wird tatsächlich traditionellerweise ein Hausputz veranstaltet, um das neue Jahr zu begrüßen. Ansonsten wird wahrscheinlich überall auf der Welt gemeinsam mit der Familie oder Freund*innen und gutem Essen einfach gefeiert.

Für die meisten Menschen ist das neue Jahr immer auch ein kleiner Neuanfang, der die Möglichkeit birgt, etwas anders zu machen als zuvor. Auch wenn ich persönlich denke, dass Vorsätze zu jeder Jahreszeit gemacht werden können und nicht unbedingt immer auf den Januar fallen müssen, finde ich die Idee eines Nullpunktes, von dem wir noch einmal losstarten können, durchaus reizvoll. Wir zählen am Silvesterabend von zehn runter, um das neue Jahr mit all seinen Versprechungen willkommen zu heißen. Wir feiern, dass wieder alles möglich ist. Und das alte Jahr? Ist so schnell vergessen, wie der Countdown zum Feuerwerk anhält. Das Schauen eines Jahresrückblicks ist für die allermeisten wahrscheinlich der einzige Akt der Reflexion. Ich finde, hierin liegt eine verpasste Chance. Denn Reflektieren hilft uns dabei zu erkennen, was gut war und was wir verbessern wollen. Damit du mit voller Energie und ohne „Altlasten“ ins neue Jahr rutschen kannst, empfehle ich dir daher, das alte Jahr gebührend revuepassieren zu lassen. Nutze den Ordnungsoktober, um schon jetzt Bilanz zu ziehen und Klarheit darüber zu bekommen, wo du im neuen Jahr hinwillst. In Deutschland kennt der ein oder die andere vielleicht noch den Brauch, dass keine schmutzige Wäsche mit ins neue Jahr genommen werden soll. Man muss also rechtzeitig daran denken, eine (metaphorische) Waschmaschine anzustellen 😉.

 

Blätter sammeln, sich selbst sammeln

Den Jahreswechsel bewusst zu begehen, kann sehr kraftvoll sein. Es ist daher ratsam, sich schon rechtzeitig vor Ende Dezember Gedanken über seine Wünsche und Ziele zu machen. Bereite dir im goldenen Oktober doch eine goldene Milch zu und nimm dir Zeit für goldene Momente. Der Herbst ist dazu da, langsam zur Ruhe zu kommen. Im Einklang mit der Natur kannst du dich einigeln und über deine Träume sinnieren. Während wir in den Frühlings- und Sommermonaten eher outgoing sind und viel Zeit im außen – im wahrsten Sinne des Wortes – verbringen, kommt jetzt die Zeit für die Innenschau. Ruf dir deine eigenen Werte ins Gedächtnis und gleiche sie mit dem Ist-Zustand ab. Befindest du dich noch auf dem richtigen Weg? Gehst du einer Arbeit nach, die deinen Werten entspricht? Bleibst du dir im Alltag stets selbst treu? Du hast immer die Möglichkeit nachzujustieren, solltest du mal vom Weg abgekommen sein. Nimm dir jetzt noch einmal aktiv vor, dass du dich selbst und deine Werte immer an erste Stelle stellen wirst, und überlege dir im Zweifelsfall, welchen Weg du im kommenden Jahr einschlagen willst, damit dein Leben wieder mit deinen Werten im Einklang ist.

Wenn du meinen Blog verfolgst, hörst du nun nicht zum ersten Mal, dass das Aufräumen im Außen auch unser Inneres zur Ruhe bringt und unseren Geist ordnet. Im Folgenden möchte ich dir deshalb drei Bereiche vorstellen, auf die du dich einen Monat lang besonders konzentrieren kannst. Ganz im Sinne des Ordnungsoktobers geht es dabei darum, zu reflektieren und dich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.

1. Dein Zuhause ordnen

Auch wenn ich als KonMari® Ordnungsberaterin grundsätzlich das gründliche Aufräumen von ALLEM in EINEM SCHWUNG empfehle, kann es sehr befriedigend sein (und überhaupt nicht schaden) häppchenwiese Ordnung in kleinere Bereiche deines Zuhauses zu bringen. Nutze den Oktober dafür, ein Zimmer oder auch nur eine Ecke gründlich aufzuräumen. Natürlich kannst du es auch schaffen, dein gesamtes Zuhause aufzuräumen – go, go, go! Manchmal ist eine Schublade aber auch ein guter Anfang. Wie wär’s, wenn du heute mit deiner Krimskrams-Schublade anfängst? Du weißt schon: Die, die du jeden Tag siehst aber beständig ignorierst 😉. Wo du jetzt ausmistest und ordnest, entfernst du Energieblockaden und schaffst Raum für Positives – sei es auf physischer Ebene für deine Lieblingsstücke oder auf mentaler für deine Träume und Ziele. Räum dir so Stück für Stück Kapazitäten frei, die du den wirklich wichtigen Dingen in deinem Leben widmen kannst.

 

2. Deine Finanzen ordnen

Yes, it’s time! Es ist eigentlich immer Zeit, mal wieder einen Blick auf die eigenen Finanzen zu werfen. Keinen Bock? Versuch von vornherein das Thema Geld und Finanzen nicht als negativ zu betrachten. Sieh es so: Dein Geld ermöglicht dir, alle deine Träume und Wünsche zu erfüllen. Geld kann darüber hinaus so viel Gutes in der Welt bewirken, zum Beispiel indem man etwas spendet oder anderweitig Menschen damit hilft. Wenn du mit dieser Einstellung an deine private Buchhaltung gehst, kann es sogar Spaß machen. Um Ordnung in deine Finanzen zu bringen, schlage ich einen Dreischritt vor: Schau dir die Gegenwart, die nahe Zukunft und die entfernte Zukunft an.

Gegenwart

Um deine Finanzen im Blick zu behalten, musst du deine Einnahmen und Ausgaben genau kennen. Wie viel kommt monatlich bei dir aufs Konto und wie viel geht davon ab? Notiere dir zuerst alle Einkommensquellen (dein Gehalt vor allem) sowie alle Fixkosten (was du jeden Monat bezahlen musst). Fange außerdem an – wenn du es nicht längst tust – ein Haushaltsbuch zu führen. Wie hier vorgestellt, gibt es dafür eine japanische Methode namens Kakeibo, was nichts anderes bedeutet als „Geld sparen“. Kakeibo wurde von der Journalistin Hani Motoko vor über 100 Jahren erfunden und beruht auf der besonderen Führung eines Haushaltsbuches, die dazu verhelfen soll, Ausgaben zu reduzieren bzw. zu sparen. Dafür gibt es richtige Kakeibo-Bücher, es reicht aber auch erstmal ein Zettel aus, um deine Finanzen schriftlich festzuhalten. Ein Kakeibo schreibst du so:

Schritt 1: Lege ein klares Monatsziel (= deine Sparsumme) fest.

Schritt 2: Ordne deine Ausgaben den vier Kategorien ÜBERLEBEN, KULTUR, OPTIONALES, EXTRAS zu.

ÜBERLEBEN: Miete, Lebensmittel, medizinische Versorgung usw.

KULTUR: Bücherkäufe, Kino- und Museumsbesuche, Essen im Restaurant, Kaffeetrinken usw.

OPTIONALES: Alles, wofür zusätzlich Geld ausgegeben wird.

EXTRAS: Unregelmäßige Ausgaben wie Reparaturen oder Geburtstagsgeschenke.

Schritt 3: Halte im Laufe des Monats alle Ausgaben unter der jeweiligen Kategorie fest.

Schritt 4: Stelle dir vier zentrale Fragen.

Frage 1: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung?

Frage 2: Wie viel davon möchte ich beiseitelegen?

Frage 3: Wie viel gebe ich tatsächlich aus?

Frage 4: Wie kann ich meine Ausgaben verringern oder optimieren?

Schritt 5: Ziehe Bilanz.

Die erste Frage bezieht sich auf deine Einkommensquellen, also hauptsächlich oder ausschließlich dein Gehalt. Vielleicht bekommst du aber auch noch anderweitig finanzielle Unterstützung? Notiere dir hier alles, was monatlich auf dein Konto fließt (s. oben). Die zweite Frage bezieht sich auf dein Sparziel. Worauf möchtest du sparen und wie viel Geld brauchst du dafür? (s. auch nächsten Abschnitt „Nahe Zukunft“). Die dritte Frage kannst du beantworten, wenn du im Laufe des Monats pflichtbewusst sämtliche Ausgaben in dein Kakeibo eingetragen hast. Um Frage vier zu beantworten, schaust du dir am besten die verschiedenen Kategorien und jeweiligen Ausgaben dazu an und überlegst, an welcher Stellschraube du drehen kannst, um dein Sparziel im nächsten Monat zu erreichen oder es höher zu setzen. Findest du zum Beispiel die Ausgaben im Bereich Optionales zu hoch? Oder denkst du, dass du für Kultur zu viel ausgibst? Zieh am Ende eines jeden Monats oder jeder Woche oder jedes Quartals – ganz wie du willst – Bilanz. Die Technik des Kakeibo hilft dir dabei, deine Sparziele zu verwirklichen.

 

Nahe Zukunft

Jetzt überlegst du dir, was du finanziell im neuen Jahr umsetzen und erreichen möchtest. Was sind deine Träume und Ziele? Ruf dir immer wieder in Erinnerung, wohin du willst, und vergewissere dich, dass du noch auf dem richtigen Weg bist. Was musst du (in finanzieller Hinsicht) tun, um deine Ziele zu erreichen? Möchtest du vielleicht eine bestimmte Summe sparen? Beim Sparen gilt, dass du dir so konkret wie möglich vorstellst, worauf zu sparst. Einfach nur um des Sparens Willen zu sparen (so wie man das früher vielleicht gemacht hat), ist nicht sinnvoll. Es gibt keinen Endpunkt und du wirst daher nie ein Erfolgserlebnis feiern können. Außerdem kommt das Geld schneller zu dir, wenn du einen konkreten Wunsch ans Universum richtest. Also, wofür benötigst du Geld und wie viel? Sagen wir, du willst dir ein Lastenrad kaufen und willst dafür 4000 € sparen. (Disclaimer: Könnte sein, dass ich mir dieses Beispiel nicht ausgedacht habe 😉.) Jetzt hast du ein konkretes Ziel und kannst dir überlegen, welche kleinen (Spar-)Schritte du dafür gehen musst. Willst du jeden Monat 100 € zurücklegen oder mehr? Überleg dir deinen persönlichen Sparplan! Du kannst dir auch generell für das neue Jahr eine größere finanzielle Fülle wünschen. Möchtest du zum Beispiel jeden Monat mehr verdienen? Überleg dir genau, mit welcher Summe du dich wohlfühlen würdest. Versetz dich jetzt schon in die Situation und tu so, als ob der Wunsch bereits eingetreten wäre. Nutze die Kraft des Manifestierens, um das Geld schneller in dein Leben zu ziehen.

 

Entfernte Zukunft

Altersvorsorge ist ein unbeliebtes Thema. Es läuft vermeintlich auch der Philosophie entgegen, in der Gegenwart das Leben voll auskosten zu wollen. Lass uns ein kleines Gedankenexperiment machen. Schließ die Augen und stell dir dein 80-jähriges Ich vor. Beschwöre vor deinem inneren Auge dein Traumbild hervor. Vielleicht sitzt du in einem wunderschönen Garten und deine Enkelkinder tollen um dich herum. Oder du machst gerade eine Weltreise, weil du immer noch gerne unterwegs bist. Je nach deinen Vorstellungen, braucht dein späteres Selbst finanzielle Mittel, um sich das Traumleben ermöglichen zu können. Was auch immer du dir für dein 80-jähriges Ich wünschst, mach dir klar, dass es ein Teil von dir ist. Alle deine zukünftigen Versionen sind jetzt schon ein Teil von dir, genauso wie du ein Teil deines Senioren-Ichs bist. Alles ist miteinander verbunden. Kümmere dich jetzt um später, damit du bereits jetzt gelassen leben kannst. So gesehen ist Altersvorsorge leben im Hier und Jetzt at its best.

 

3. Deine Gedanken ordnen

Zeit für ein Gedanken-Tracking. Ähnlich wie beim Habit-Tracking kannst du einmal für eine gewisse Zeit mindwatching betreiben. Konzentrier dich auf das, was dein Verstand den lieben langen Tag über produziert. Beobachte deine Gedanken ein paar Stunden lang und halte (schriftlich) fest, was du so denkst. Auf diese Weise findest du heraus, welche Glaubenssätze du mit dir herumträgst und welches – vielleicht auch destruktive – Bild du von dir und der Welt hast. Es kann sein, dass du dabei entdeckst, dass du dich in Gedanken ständig selber runtermachst. Gedanken wie „Ich kann das nicht“, „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin nicht schön“ oder „Ich habe es nicht verdient“ halten dich klein und davon ab, dein wahres Potenzial zu erfüllen. Bist du dir selbst erst einmal auf die Schliche gekommen, hast du die Macht, diese negativen Gedanken ein für alle Mal zu verbannen. Versprich dir selbst direkt heute, dass du von nun an nicht mehr schlecht von dir denken wirst! Verwandle deine Gedanken in „Ich kann das“, „Ich bin gut genug“, „Ich bin schön“ und „Ich habe es verdient“ – denn es ist wahr! Jeder Mensch ist von Geburt an wertvoll, also auch du. Bring dich durch liebevolle Worte und Gedanken dir selbst gegenüber in eine Stimmung der Dankbarkeit und Fülle, die ebendies weiter und weiter in dein Leben ziehen wird. Selbstzerstörerische Gedanken ade, Selbstwertschätzung willkommen!

 

Dankbarkeit

Der Herbst ist allgemein die Zeit der Dankbarkeit. Noch heute werden Erntedankfeste oder wie in den USA Thanksgiving gefeiert. Nutze den Ordnungsoktober, um dich schon jetzt voll auf Dankbarkeit einzuschwingen. Führ dir vor Augen, wofür du dieses Jahr dankbar bist. In jedem Leben gibt es zumindest Kleinigkeiten, über die man sich freuen kann. Erinnere dich daran, was du bereits hast. Sei dir der Fülle in deinem Leben bewusst und versuche dieses tiefe Gefühl der Dankbarkeit bis zum Jahreswechsel aufrechtzuerhalten und dann mit ins neue Jahr zu nehmen. Zum Beispiel in Form eines Dankbarkeitstagebuchs, in das du jeden Morgen oder Abend das einträgst, wofür du am vergangenen Tag dankbar warst. Das Tolle daran ist, dass sich im Außen immer das bestätigen wird, was du im Inneren schon fühlst. Wenn du also in einer Stimmung der Dankbarkeit ins neue Jahr startest, wird sich automatisch etwas für dich ergeben, das dich wirklich dankbar sein lässt. Das ist das Gesetz der Anziehung! Dankbarkeit ist auch ein wesentlicher Aspekt der KonMari® Methode, wie du hier nachlesen kannst.

 

Wie immer hoffe ich, dass dich die Ideen, die ich hier teile, anregen, so wie sie es mit mir tun. Vergiss bei all dem Reflektieren (auf die Vergangenheit bezogen) und Neuausrichten (für die Zukunft) aber bitte nicht das Genießen im Hier und Jetzt. Der Oktober hält sicherlich für uns alle viele schöne, goldene Momente bereit, in denen wir auch manchmal wieder ganz gerne ins Außen gehen wollen.

Und damit Schluss für heute und: Herzlichen Glückwunsch zum Herbst!

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