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#60: „Ich bin mein Zuhause” – Wie du Lebensräume für deine Seele erschaffst

Inspiration pur: Dein Zuhause ist wie ein riesiges Visionboard für deine Ziele.

Der moderne Mensch verbringt mehr als 90 Prozent seiner Zeit in geschlossenen Räumen. Eine unglaublich hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass wir als Menschen vormals stunden- und tagelang durch Wälder und Steppen gezogen sind, der einzige Unterschlupf für uns eine Höhle der das Blätterdach eines Baumes. Tja, die Zeiten ändern sich, und das ist natürlich auch nicht schlecht. In der Konsequenz verbringen wir also die meiste Zeit drinnen. Tagsüber sind das häufig ein Büro oder Geschäft, eine Firma oder ein sonstiges Gebäude. Nach Feierabend oder im Home Office natürlich unsere eigenen vier Wände. Über die Jahre gerechnet verbringen wir darin eine Meeeeenge Zeit. Ist es da nicht wünschenswert, dass die Räume uns so guttun wie nur möglich? Ich finde schon!

Die eigene Wohngeschichte kennen

Räume prägen uns. Sie machen etwas mit uns, beeinflussen subtil unsere Stimmung, unser Wohlbefinden. Sie können uns beflügeln oder runterziehen, krankmachen oder empowern. „In einem hellen, sonnendurchfluteten Raum, dessen Einrichtung und Gestaltung richtig gut zu dir und deinem Leben passen, fühlst du dich möglicherweise so wohl, dass du gleich voller Lebensfreude und Energie bist. In einem dunklen, engen Raum passiert vielleicht das Gegenteil, und du bist auf einmal müde und unmotiviert.“ (Laura Malina Seiler in ihren I AM-Magazin*). Das Außen wirkt sich unmittelbar auf das Innen aus.

Die Räume unserer Kindheit spielen dabei eine ganz besondere Rolle. Egal ob wir achtzehn Jahre im selben Haus gewohnt haben oder häufig umgezogen sind: Dort, wo wir aufgewachsen sind, wurden wir geformt. Es ist daher spannend, sich mal an das eigene Kinderzimmer zurückzuerinnern. Was hat dir damals besonders gut gefallen, welches war dein Lieblingsplatz? Hattest du einen Lieblingsgegenstand? Was hat dir ein Gefühl von Geborgenheit gegeben? Hattest du die Möglichkeit, dich kreativ auszuleben? Wenn ja, wie? Möglicherweise hast du so genau noch nicht an deine Kindheit gedacht. Es kann richtig Spaß machen, die alten Bilder im Kopf wiederaufleben zu lassen. Oder wie wär’s, wenn du deinem Teenager-Zimmer in Gedanken einen Besuch abstattest? Unser Wohnen ist auch immer eine Möglichkeit, uns nach außen darzustellen. Wir können mit der Wahl der Einrichtung unser Selbstbild konzipieren oder auch das Bild, das wir der Welt von uns vermitteln wollen, beeinflussen. Besonders gut sieht man dies beim Übergang vom Kinder- zum Jugendzimmer. Wie hast du damals dein Zimmer vom kindlichen in den reiferen Zustand verwandelt? Wohnen ist ein Prozess, der die eigene Entwicklung widerspiegelt. Deshalb ist es auch interessant, die eigene Wohnbiographie zu kennen.

(Achtung: Sollte sich eine solche Übung bei dir irgendwie komisch oder beklemmend anfühlen, lass sie lieber weg und wende dich an eine vertrauensvolle und/oder professionelle Person, wenn du das Gefühl hast, hier was aufarbeiten zu wollen.)

Energieräuber bannen

Hast du schonmal von Energievampiren gehört? Jemand, der deine Zeit verschwendet, indem er oder sie dir zum fünfzehnten Mal von seiner oder ihrer Misere erzählt und sich immer wieder als Opfer darstellt und deine Tipps nicht annimmt? Das sind Beispiele für Menschen, die dir deine Energie rauben. Natürlich ist man für gute Freund*innen gerne da und gibt auch mal mehr als man nimmt. Aber wird dies ein Dauerzustand und sind deine Reserven schon erschöpft, wenn du auch nur an die Person denkst, ist es ratsam, eine klare Linie zu ziehen. Ob uns jemand ausnutzen kann, liegt nämlich oft an unserer eigenen Fähigkeit zur Abgrenzung. In der Folge ist es manchmal besser, den Kontakt zu der Person abzubrechen.

Auch unsere Wohnräume können Energieräuber sein, denn sie sind gleichzeitig Gefühlsräume: Sie speichern unsere Erinnerungen und sind mit Emotionen aufgeladen. Sind in ihnen mehr negative als positive Emotionen gespeichert, werden wir jedes Mal beim Betreten ein Gefühl der Enge und Schwere spüren. In der Wohnpsychologie spricht man von Räumen auch als die dritte Haut – sozusagen nach unserer ersten Haut und der Kleidung als der zweiten – und wie ein kratzender Pulli kann auch eine Wohnung schlecht sitzen. Wenn du eine diffuse Unzufriedenheit spürst, ist es daher vielleicht Zeit, diese dritte Haut abzustreifen und den Energieverlust zu stoppen. Doch wie? Leider können wir nicht einfach den Kontakt abbrechen und weggehen (auch ein Umzug ist in den seltensten Fällen praktikabel oder ratsam). Was hilft, ist, sich einmal genauer mit den Gefühlen im Hinblick auf die eigene Wohnsituation zu beschäftigen sowie sich bewusst mit seinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise machst du dir deine Wohnumgebung Schritt für Schritt zu eigen.

 

Own your room!

Bereit für einen aufregenden Aneignungsprozess? Klar, die ein oder andere Fähigkeit wirst du dir im Laufe des Lebens sicher auch aneignen, aber jetzt geht es erstmal darum, dass du dir eine Wohnumgebung kreierst, die zu dir passt. Bring deine Persönlichkeit mit ein, lass deine Wände für dich sprechen, sie sind dein in Zimmerform gebrachtes Gesicht. Ein Spiegel, in den du immer wieder gucken kannst, um dich zu vergewissern: Ja, du bist die Schönste!

Schritt 1: Fühle in dich und deine vier Wände hinein. Wie fühlt sich deine Wohnung an? Was sind Anzeichen dafür, dass deine Wohnung oder Einrichtung nicht ganz richtig sitzt? Gibt es Plätze oder gar Räume, die du ungern benutzt und daher meidest? Kannst du Ecken, Möbel oder Gegenstände ausmachen, die irgendwie drücken, nicht ganz stimmig sind? Du spürst zwar irgendwie, dass du Veränderung willst, weißt aber nicht genau, wo du ansetzen sollst? Dann probiere einfach ein bisschen herum und verändere deine Einrichtung. Am schlausten ist es allerdings, wenn du dir vorher Gedanken darüber machst, was du eigentlich magst und brauchst.

Schritt 2: Werde dir klar über deine Wohnbedürfnisse. Wir stellen (unbewusst) Anforderungen an unser Zuhause. Das Vorhandensein dieser Anforderungen oder deren Erfüllung tragen maßgeblich zu einem Daheim-Gefühl bei. Deswegen ist es wichtig, dass du dir deiner Bedürfnisse überhaupt erst einmal bewusstwirst. Typische Wohnbedürfnisse können sein: Sicherheit, Erholung, Gemeinschaft, Selbstentfaltung oder auch Ästhetik. Dir fällt vielleicht noch Gemütlichkeit oder Ordnung ein. Eine gute Frage wäre daher: Wie viele Kissen und andere Textilien brauche ich, damit ich mein Wohnzimmer gemütlich finde und auf wie viel kann ich gleichzeitig verzichten, damit es so ordentlich wie möglich aussieht?

Schritt 3: Wohne und lebe! Das heißt: Baue eine emotionale Bindung zu deinen Räumen auf. Klar dauert das ein bisschen, eine neu bezogene Wohnung wird sich nicht von heute auf morgen wie ein echtes Zuhause anfühlen. Dennoch kannst du deinem Wohnwohlgefühl auf die Sprünge helfen. Zum Beispiel indem du bestimmte Gegenstände, die dir viel bedeuten, in Szene setzt. Ich empfehle auch, nach und nach gesichtslose Einheitsteile auszutauschen gegen solche, zu denen du eine Geschichte erzählen kannst oder die positive Erinnerungen hervorrufen. Ein Tipp ist es, sich in die eigene Kindheit zurückzuversetzen (s. oben). Was hast du an deinem Elternhaus so geliebt? Vielleicht ist es möglich, einzelne Elemente als Hommage an dein allererstes Zuhause miteinzubringen. Ziel ist es, dass du jedes Mal, wenn du durch deine Haustür gehst, erleichtert aufatmest und lächelst. Wenn das Zuhause passt, dann ist es ein wahrer Ausdruck deiner Persönlichkeit.

 

Mit Feng-Shui die eigenen Ziele erreichen

Das Wohnen beziehungsweise Gestalten der Umgebung ist nur ein Aspekt von Feng-Shui, einer jahrtausendealten Harmonielehre aus China. Grob erklärt möchte Feng-Shui die Energien in Einklang mit dem Universum bringen. Was auf den ersten Blick abstrakt klingen mag, ist bezogen auf das Thema Wohnen recht logisch: Das Zuhause ist quasi die Manifestation deiner Wünsche und Ausdruck deines Mindsets und deiner Persönlichkeit. Stell dir dein Zuhause als ein in Form gegossenes Visionboard vor: Alles, was du siehst, sendet dir ständig Botschaften zu. Deshalb ist es so wichtig, sich mit schönen Dingen zu umgeben, Dinge, die dich beflügeln. Du schreibst deine Wünsche und Ziele in ein Tagebuch? Super! Aber wie wär’s, wenn du sie auch direkt deinen eigenen vier Wänden einschreibst? Baue all das, was du liebst, in deine Umgebung ein, dann kommt alles in Flow.

Deine Wohnräume können ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zu deinen Zielen sein. Beim Feng-Shui steht jeder Raum für ein bestimmtes Thema in deinem Leben, ist sozusagen ein Spiegel dafür. So wie es in dem Raum aussieht, so läuft es auch in dem jeweiligen Bereich. Sorge dafür, dass das Glück zu dir kommt, indem du die Räume so gestaltest, dass die Energien frei fließen können: „Schaffe Ordnung! Sie sorgt für Alpha-Hirnwellen, so kannst du dich besser konzentrieren, bist kreativer und entspannter. […] Je mehr du dein Zuhause organisierst und entrümpelst, desto einfacher ist es für das Universum, deine Wünsche zu dir zu bringen.“ Marie Diamond, ehemals Anwältin, heute Feng-Shui-Beraterin

Dich interessiert das Thema Wohnpsychologie? Schau doch mal diesen Blogartikel an, in dem ich mich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt habe.

*Dieser Artikel ist inspiriert von einem Artikel aus der ersten Ausgabe vom I AM Magazin von Laura Malina Seiler