#59: What’s up? 6 ultimative Uplifts zum Unordnungbeseitigen

Der Name ist Programm: Hier kommen ein paar ungewöhnliche Ideen gegen die Unordnung.

Heute bekommst du von mir sechs freshe Tipps, die dich direkt aus den Puschen und hinein ins Aufräumen springen lassen. Es geht darum, wie du einen Anfang finden kannst, indem du dich von einer einzigen Sache trennst. Dann fordere ich dich dazu auf, dir den unnötigsten Umweg vorzustellen, nur um dich im Anschluss davon zu überzeugen, etwas in seine Einzelteile zu zerlegen. Es wird eine schnelle Nummer mit dir selbst geben, du wirst die Nase mal wieder ganz oben tragen und dich schließlich dafür entscheiden, die Dinge einfach zu lieben. Und zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick in die Gaming Szene. Bereit? Let’s go!

(P.S.: Ein paar der Tipps sind inspiriert vom FUCK UP Book, das die Gründer*innen der FUCK UP Nights zusammengestellt haben. Die FUCK UP Nights sind Abende, an denen Menschen auf einer Bühne dem Publikum von ihren Misserfolgen und Fehlern erzählen. Kurz: Vom Scheitern. Die Events sollen einen realistischen und ermutigenden Gegenpol zu den allseits glamourösen Erfolgsgeschichten darstellen, die man sonst so hört. Sie erfreuen sich international großer Beliebtheit. Das Buch ist ebenso erfrischend anders.)

1. Get up!

Um anzufangen, braucht man ab und zu einen kleinen Schubs, einen Anstupser, der einem den nötigen Schwung gibt, sich aufzuraffen. Energie braucht man, um loszulegen. Motivation. Vielleicht überrascht es dich, aber deine Angst kann dir dabei helfen! Angst kann ein großer Katalysator sein, denn sie zeigt dir den Weg. Wenn du Angst vor etwas hast, heißt das eigentlich, dass du es unbedingt tun solltest. Zumindest, wenn du über dich hinauswachsen willst. Oft ist unsere Angst ein Indikator dafür, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten sollten. Du hast Angst, etwas anzugehen, weil du denkst, du kannst eh nur scheitern? Anstatt in eine Schockstarre zu fallen, solltest du das Adrenalin nutzen, um in die Puschen zu kommen. Wie? Tu jeden Tag eine Sache, vor der du Angst hast! Oder für den Anfang: Trenne dich von einer einzigen Sache. Du wirst sehen, dein Leben geht weiter. Du brauchst keine Angst davor zu haben, Dinge loszulassen. (Angelehnt an Tipp 17 aus dem FUCK UP Book)

 

2. Fuck up!

Der denkbar schlechteste Weg

Du willst aufräumen, sehr schön! Allerdings führen viele Wege nach Rom. Bevor du also anfängst, schreibe eine Liste mit den denkbar schlechtesten Wegen. Ja, du hast richtig gelesen. Welches sind die steinigsten Routen mit den meisten Straßensperrungen und Hindernissen? Überleg genau: Was solltest du nicht tun? Durch welche Strategien würdest du am ehesten scheitern? Welche Verhaltensweisen bringen dich garantiert nicht zu deiner Wunschordnung? Durch das Nachdenken und Festhalten dieser UNmöglichkeiten, bekommst du ein Gespür dafür, was stattdessen funktionieren könnte. Und zwar für dich und am besten.

(Angelehnt an Tipp 8 aus dem FUCK UP Book)

 

Kaputt

Und nun, fuck it up! So richtig! Mach etwas kaputt. Manchmal ist das völlig okay, manchmal ist das einfach befreiend. Such etwas, das du wirklich nicht mehr liebst: Hässliche Vasen, angeschlagene Teller, abgenutzte Schneidebretter, die schrecklichen Geschenke von deiner*m Ex. Hast du eine Axt? Sehr hilfreich! Lust auf ein Lagerfeuer? Nur zu! Oder du fährst mit dem Teil irgendwo hin, an einen abgelegenen Ort, wo du es ungestört zerstören kannst. Vernichten. In einen inexistenten Zustand bringen. Werfen, brechen, zertrümmern, reißen, drauf herum trampeln – und vergiss nicht dabei zu schreien, bis du müde wirst. Das ist die süße Katharsis, die wir spüren, wenn wir das Biest endlich freilassen, was wir alle in uns tragen. Oder, wie die Band Franz Ferdinand singt:

Well, what's wrong with a little destruction?

(Angelehnt an Tipp 20 aus dem FUCK UP Book)

 

3. Hurry up!

Auf die Plätze, fertig, looooos! Nimm dir einen Raum vor, stell dir einen Timer auf drei (oder fünf, oder zehn) Minuten und schau, wie viel Unordnung du in dieser Zeit beseitigen kannst. Mach es dir, mit einem Wäschekorb bepackt, zur Aufgabe, in Windeseile so viele verstreute Kleidungsstücke wie möglich einzusammeln. Integriere einen individuellen Ordnungsquickie in deinen Alltag. Du kannst dieses Ritual jeden Nachmittag vorm Feierabend etablieren, deine Mitbewohner*innen und Familienmitglieder miteinspannen. Macht es euch zur Gewohnheit, Mini-Aufräumsessions in kurzer Zeit – aber diszipliniert – durchzuführen. Für ein Mindestmaß an Ordnung. Oder für einen motivierenden Start und danach geht es richtig los. It’s up to you!

 

4. Look up!

Inventur

Das englische Verb to look up hat zwei Bedeutungen. In Verbindung mit something (to look something up) schaut man etwas nach. Und genau das empfehle ich dir auch! Wie wärs, wenn du dir heute mal einen Raum, einen Schrank oder auch nur eine Schublade vornimmst und mal Inventur machst? Sieh nach, was du an diesem Ort alles aufbewahrst, was es alles in deinem Haushalt gibt. Wusstest du, dass du drei Käsemesser hast, obwohl du dich seit geraumer zeit vegan ernährst? Sei ehrlich, hast du den Teppichkleber noch auf dem Schirm gehabt? Und du hättest neulich auch nicht extra nochmal losfahren müssen, um ein Geschenk für deine Tante zu kaufen, wenn du dich daran erinnert hättest, noch ein ungelesenes Buch im Regal stehen zu haben, das genau nach ihrem Geschmack wäre.

Es ist unglaublich hilfreich, immer mal wieder Inventur im eigenen Leben zu betreiben. Auf diese Art verschafft man sich einen Überblick über seinen Besitz und gewinnt die Kontrolle zurück. Das spart langfristig Geld, da unnötige Doppelkäufe vermieden werden, und macht - auch sehr kurzfristig – sehr glücklich. Also, schau mal nach, was du so hast!

 

Himmelwärts

Die zweite Nuance von to look up ist selbstverständlich das Nach-oben-schauen. Entgegen dem, was wir als Kinder von Hans Guck-in-die-Luft gelernt haben, ist das Hochschauen heutzutage nämlich eine ausgewiesene Tugend. Bei aller Smartphone-Nutzung und Laptop-Nackenstarre muss man sich fragen, ob unsere Muskeln überhaupt noch lang genug sind, um den Hals mal wieder richtig zu strecken und zu recken. Der Perspektivwechsel, der durch den Blick zum Himmel ausgelöst wird, ist aber nicht nur körperlich wohltuend. Wer die Augen nach oben schweifen lässt, erweitert – insbesondere, wenn sie im Freien steht oder vielleicht sogar unter einem herrlichen Blätterdach – ihren Horizont. Nach oben zu schauen ist bewusstseinserweiternd! Nicht nur draußen, auch drinnen. Lass auch in deinen eigenen vier Wänden die Augen mal wieder die oberen Regalbretter, Schrankfächer oder Ablagen anvisieren. Nimm dir vor, heute mal nur den obersten Stauraum zu inspizieren. Was staubt da schon seit Jahren vor sich hin? Was lagert so hoch, dass ich es im Täglichen mit meinem nach unten geneigten Blick gar nicht mehr wahrnehme? Interessant, welche Entdeckungen man selbst auf 2m Deckenhöhe machen kann! Das Ziel sollte sein, alles, was sich nicht in Reichweite (oder Blickweite!) befindet, wieder in den Fokus zu rücken. Die obersten Bretter sind immer nur für die Dinge, die selten gebraucht werden aber unbedingt noch behalten werden sollen.

 

5. Cycle up Prelove it!

Upcycling, recycling, second hand. All diese Begriffe meinen mehr oder weniger dasselbe, nämlich, dass wir Dingen ein zweites Leben schenken. Entweder, indem wir sie spenden oder verkaufen (second hand). Indem wir sie mülltrennerisch entsorgen und Firmen überlassen, die aus deren Rohstoffen etwas Neues herstellen (recycling). Oder indem wir sie umfunktionieren, etwas aus ihnen kreieren, das wir weiterhin benutzen – zum Beispiel eine Tasche aus Getränkekartons wie ich in der fünften Klasse, bedauerlicherweise (upcycling). Was bei allen dreien mitschwingt ist die Tatsache, dass sich Mühe gegeben wird, die Dinge von uns zumindest das Mindestmaß an Dankbarkeit erfahren, das sie verdient haben.

Neulich stieß ich auf einen anderen Begriff, den ich viel schöner finde: Preloved. Ich lief an einem Brautmodengeschäft vorbei, das offensichtlich Vintage-Brautkleider anbietet, sie aber nicht als solche bezeichnet. Stattdessen stand am Schaufenster unübersehbar dieses Wort, das mich sogleich angesprochen hat. Ist es nicht das, was wir den Menschen, Tieren, Pflanzen und ja, auch den Dingen, um uns herum schuldig sind? Unserer Umgebung mit Liebe zu begegnen ist ein ehrwürdiges Anliegen. Und sicher ist uns das nicht permanent möglich. Wir sind auch nur Menschen. Teilweise übermüdet, häufig gestresst, manchmal einfach nur schlecht drauf. Aber wenn wir allesamt mehr darauf achten, Liebe zu geben, werden wir auch mehr Liebe erhalten.

Dieser Abschnitt sollte also von Cycle up in love it oder prelove it umbenannt werden. Wenn wir unseren Gegenständen, die sich in unserem Besitz befinden, Achtung entgegenbringen, bekommen wir diese Qualität auch zurück und leben in einer wertschätzenden Umgebung. Hab, wenn du Dinge neu in deinen Haushalt holst, immer mit im Blick, dass du sie irgendwann vielleicht wieder abgeben wirst. Dann aber als preloved item, als etwas, das vorher schonmal geliebt (oder immerhin gewürdigt) wurde. Und umgekehrt sollte es dir so auch nicht mehr schwerfallen, dich ab und zu auch mal auf dem Zweitmarkt umzuschauen und vielleicht auch den Kauf von gebrauchten Dingen in Erwägung zu ziehen. Denn änderst du deinen Blickwinkel ein winziges bisschen, stellst du fest, dass diese Hose bei Vinted eigentlich nicht gebraucht wurde, sondern geliebt. Und sich ein bisschen Liebe ins Haus zu holen, kann ja nie schaden.

 

6. Level up!

Möglicherweise bist du eher so der Typus Gamer, Zockerin? Du siehst das Leben gern als Spiel? Dann ist es Zeit für dein persönliches Spiel des Lebens!

Wenn ich in eine neue Stadt ziehe, kommt es mir die ersten Monate wirklich immer vor, als wäre ich in einer Art Spiel. Ich liebe es, durch die Viertel in der Nachbarschaft oder auch etwas entlegen zu streifen und frage mich bei jeder neuen Ecke, um die ich biege, was mich da wohl erwarten wird. Ein bisschen kommt es mir dann so vor, als würde ich neue Ebenen freischalten mit jedem Schritt, den ich mache. Level 1 „Eigener Stadtteil“ check, Level 2 „Bahnhofsviertel“ check und so weiter. Ist das Leben nicht ein unglaubliches Abenteuer? Eine unendliche Entdeckungsreise?

Vielleicht fällt dir das Aufräumen bei dir Zuhause leichter, wenn du es ebenfalls als eine Art Entdeckungsreise ansiehst? Als ein Spiel, bei dem es darum geht, Level für Level weiterzukommen, dabei möglichst wenige Leben zu verlieren, um zum Schluss dem Endgegner vor die Augen treten zu können und noch genug Kraft für das Finale zu haben. Welche Level gilt es bei dir zuhause noch freizuschalten?

Sieh es doch mal so: Dein Wohnzimmer ist Level 1. Du befreist es von Unordnung, sortierst aus, etablierst ein neues System und, Yes!, dann hast du es geschafft, du kommst level up in die Küche! Oder die einzelnen Level sind die verschiedenen Kategorien von Gegenständen (meine Empfehlung!): Hast du dich durch Level 1 „Kleidung“ gearbeitet, kommst du ein Level weiter zu den Büchern. Bei aller Anstrengung sollten wir doch nie die Leichtigkeit außenvor lassen. Manchmal macht es mehr Spaß, die Dinge spielerisch anzugehen. So auch das Aufräumen.

Lass mich zusammenfassen: Get up, fuck up, hurry up, look up, cycle up und level up - pick dir einen der sechs Ansätze heraus oder kombiniere sie je nach Gusto zu einem Konglomerat an Skills, mit dem du der Unordnung in deinem Zuhause in Windeseile den Garaus machen kannst!

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#60: „Ich bin mein Zuhause” – Wie du Lebensräume für deine Seele erschaffst

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#58: Happy Home = Happy me! Wie Wohnen uns dabei hilft, uns selbst mehr wertzuschätzen