#32: Feng Shui, Symbole und dein bestes Porzellan(+Buchtipp)
Im Fluss
Wer sich ernsthaft mit dem Thema Aufräumen beschäftigt, wird nicht um Feng Shui herumkommen. Feng Shui ist eine chinesische Harmonielehre, die das Ziel hat, den Menschen mit seiner Umgebung in Einklang zu bringen. Durch das bewusste Gestalten von Wohn- und Lebensräumen wird dafür gesorgt, dass die Energie frei fließen kann. Feng Shui ist eng verwandt mit dem Konzept der Wohnpsychologie, die erforscht, inwiefern die Wohnumgebung das Denken, Fühlen und Handeln der Bewohnenden beeinflusst. Bei der Wohnpsychologie, beim Feng Shui und daher auch beim Aufräumen geht es im Grunde darum, die Wohnumgebung so zu gestalten, dass sie zur optimalen Gesundheit der Bewohnenden beiträgt und Raum zu deren Selbstentfaltung bietet. Karen Kingston schreibt in ihrem empfehlenswerten Buch, das mich unter anderem zum heutigen Blogpost inspirierte: „Feng Shui ist die Kunst, den natürlichen Energiefluss in unserer Umgebung auszugleichen und zu harmonisieren, damit er sich positiv auf unser Leben auswirkt.“
Home Greeting
Wenn Marie Kondo zu ihren Klient*innen nach Hause kommt, um den Aufräumprozess zu beginnen, fängt sie stets damit an, das energetische Zentrum des Hauses oder der Wohnung zu suchen. Durch Hineinspüren und „Hinhören“, was das Haus ihr mitteilen möchte, gelangt sie in dessen energetische (nicht räumliche!) Mitte, wo sie sodann das sogenannte Home Greeting durchführt. Bei dieser kleinen Zeremonie kniet sie sich auf den Boden, schließt die Augen und begrüßt das Haus. Sie bittet es um seine Mithilfe beim Prozess des Ausmistens und Ordnens und hofft, dass es ihr zeigen möge, wo geeigneter Stauraum für die verschiedenen Dinge wäre.
Der Prozess des Home Greetings ist ein symbolischer Akt des Öffnens, der die Aufräumenden und den Raum, in dem sie sich befinden, mit positiver Energie auflädt. Probiere auch du, bevor du aufräumst, das Home Greeting aus, um dich energetisch mit deinem Zuhause in Verbindung zu setzen. Wenn du dein Zuhause als einen Freund ansiehst, der dir dabei helfen will, einen Wohlfühlort zu schaffen, wird dir das Aufräumen viel leichter fallen. Gleichzeitig schwingst du dich auf ein Gefühl der Wertschätzung ein. Du siehst dein Zuhause nicht mehr nur als Gebäude aus Wänden, Boden und Decke, den du beleben musst, sondern als Raum, der dich schützen und dich unterstützen will.
Loslassen
Ausmisten kann längst vergessene oder unterdrückte Gefühle zu Tage fördern. Während wir unsere Dinge durchgehen, ist es manchmal so, als würden wir uns auf eine Reise in unsere eigene Vergangenheit begeben. Die Gegenstände transportieren dann eine Geschichte – unsere Geschichte – und versetzen uns zurück in eine andere Zeit. Es wäre allerdings ein Fehler anzunehmen, dass wir mit den Gegenständen auch unsere Erinnerungen aussortieren. Manchmal haben wir auch Angst, etwas gehen zu lassen, weil wir fürchten, dann irgendwie unvollständig zu sein. Oder wir denken, dass das, was wir aussortieren, uns in der Zukunft einmal fehlen könnte. Wir denken, dass wir dann bereuen, etwas weggegeben zu haben.
Letztendlich geht es hier darum, Vertrauen ins Leben zu haben, sich dem Fluss des Lebens hinzugeben (s. oben). Wer ins Leben vertraut, glaubt daran, dass immer das Richtige und genug da sein wird. Und der erkennt auch, dass nicht alle Besitztümer uns unser ganzes Leben hinweg begleiten, sondern es Phasen für Gegenstände gibt. Neigt sich eine solche Phase, in der wir in Beziehung mit einer Sache getreten sind, dem Ende zu, ist es am natürlichsten, diese Sache einfach loszulassen. „Beim Entrümpeln dreht sich alles ums Loslassen. Gemeint ist nicht bloß das Loslassen von Besitztümern – das ist lediglich das Endergebnis. Das Wichtigste ist, zu lernen, die Angst loszulassen, die Sie dazu bringt, Dinge zu behalten, die längst hätten weiterziehen sollen.“, so Karen Kingston. Angst hält uns klein, saugt unsere Energie auf und schwächt damit unsere Vitalität. Angst verhindert, dass wir uns voll entfalten. Angst lässt uns entweder in der Vergangenheit verweilen oder krampfhaft an die Zukunft denken. Angst und Liebe schließen sich gegenseitig aus. Alles, was wir aus Angst festhalten, blockiert den Platz für Liebe. Schmeiß die Angst und die Dinge, die mit Angst verknüpft sind, hinaus und reservier die Plätze in der ersten Reihe für Liebe und Freude! „Frei von Gerümpel zu sein, ist eine der größten Hilfen, die ich kenne, das Leben, das man will, zu erkennen und zu erreichen.“, schreibt die Autorin.
Die Beziehung zu unseren Beziehungen
Wusstest du, dass unsere Situation Zuhause auf unsere Verbindungen zu anderen abfärbt? Die Grundannahme ist, dass andere uns so behandeln, wie wir uns selbst behandeln. Wenn du unachtsam mit deinem Besitz – und damit mit dir selbst – umgehst und es zulässt, dass dein Zuhause zumüllt, ist es nicht verwunderlich, wenn auch andere dir gegenüber keinen Respekt zeigen oder ihren (mentalen) Ballast bei dir abzugeben versuchen.
Wie viel bist du dir eigentlich selbst wert? Ist die hochwertige Bettwäsche deinen Gästen vorbehalten, während du noch die alte, abgenutzte für dich selbst aufziehst? Und die teuren Kristallgläser „gönnst“ du dir auch nur einmal im Jahr zu Weihnachten? Hideko Yamashita, japanische Aufräumräumexpertin und Entwicklerin der Methode Dan-Sha-Ri, sagt, dass wir Dinge benutzen sollen, die unser Selbstbild übertreffen. Die Dinge, wie dir täglich benutzen, beeinflussen uns und unser Denken auf subtiler Ebene. „Ich bin dieser Tasse nicht würdig“? Hör auf, dich kleinzumachen und benutze ab heute dein bestes Porzellan, um auch deinem Unterbewusstsein zu signalisieren, dass du dich selbst ernst nimmst. „Die Dinge sind der Spiegel zu uns selbst“, so Yamashita.
Wenn du dir selbst etwas erlaubst, verwandelst du dein negatives Selbstbild in ein positives. Du lässt das Selbstbild aus der Vergangenheit los und schlägst eine andere Richtung ein. Fang an, deinem Zuhause und dir selbst die angemessene Anerkennung zu zollen. Gib dir die Liebe, die du verdienst, indem du dich von allem Gerümpel befreist und Dinge verwendest, die dein Selbstbild übersteigen. Sobald du achtsam und liebevoll mit dir selbst umgehst, verbessern sich auch deine Beziehungen.
Warum gute Lagerung nicht alles ist
Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht ganz. Unser Gehirn hat gespeichert, dass wir die Kiste mit der Teddybär-Sammlung ganz hinten auf dem Dachboden versteckt haben. Auch wenn wir sie aus unserem aktiven, bewussten Verstand verdrängen, wird die Kiste immer Raum in unserem Unterbewusstsein einnehmen, bis wir uns endgültig von ihr verabschieden. Man könnte leicht dazu verleitet werden anzunehmen, dass man all die Gegenstände, bei denen man sich unsicher ist oder die man aus irgendwelchen Gründen noch nicht weggeben will, einfach gut und übersichtlich einlagert, damit man (noch) keine Entscheidung treffen muss. Doch Halt! Wenn wir ungeliebte Dinge in unserer Umgebung aufbewahren, fungieren sie wie ein riesiger Energiestaubsauger, der unsere gesamte Vitalität aus uns heraussaugt. Ein tolles Aufbewahrungssystem ist also nicht alles. Viel wichtiger ist, WAS wir aufbewahren. Und das sollte nur das Beste vom Besten sein. Bei Dan-Sha-Ri, der japanischen Methode, die von Hideko Yamashita entwickelt wurde, gibt es die 70-50-10-Prozent-Regel. Diese Regel besagt, dass auch geschlossener Stauraum (Schränke mit Türen, Schubladen etc.) nur zu 70% gefüllt sein sollte. So kann man den Inhalt gut herausholen und es entsteht keine verstopfte Energie.
Energie und Symbole
Wenn du bereits aufgeräumt hast und es sich dennoch nicht ganz stimmig in deinen vier Wänden anfühlt, könnte es an der Energie liegen, die deine Gegenstände ausstrahlen. Ein Trick aus dem Feng Shui ist, sich mit der Symbolkraft der Dinge zu beschäftigen. So ähnlich hast du es auch schon beim Aufräumen deiner Bücher gemacht, als du dir die Buchrücken angeschaut und überprüft hast, ob diese zu deinem Wunschleben passen. Geh nun durch dein gesamtes Zuhause und schau dir die Gegenstände an, die du aufbewahrt hast: Was könnten sie symbolisch bedeuten? Welche Energie strahlen sie aus? Wirken sie so, wie du es dir wünschst? Sortiere alles aus, was deine Energie nach unten zieht. Düstere Gemälde? Dramatische Buchtitel? Zu viele hängende Pflanzen? Nur einzelne Dekorationsgegenstände? Achte darauf, dass du dies änderst, wenn du dir keine dunkle, tragische, depressive oder einsame Zukunft wünschst. Indem du aufräumst, holst du dir die angestaute Energie zurück, die in den Dingen gebunden war!
Hier kannst du den Blogbeitrag lesen, der sich exklusiv den Erkenntnissen widmet, die ich aus der Lektüre des Buches von Yamashita und der Dan-Sha-Ri-Methode gewonnen habe.