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#52: „Adieu Elternhaus” oder: Wie räumt man ein ganzes Leben auf?

Erinnerungen und Empfindungen zu sortieren ist herausfordernder, als dasselbe mit Gegenständen zu tun.

Machen wir uns nichts vor: Aufräumen ist eine kräftezehrende und emotional herausfordernde Angelegenheit. Ein durchaus anstrengender Prozess, an dessen Ende wir nicht mehr Dieselben sind. Die Analogie zur Heldenreise, die Christina Erdmann in Adieu Elternhaus herstellt, leuchtete mir daher sofort ein. Dabei ist nicht nur der Sonderfall des Elternhaus-Auflösens eine kleine Heldenreise, sondern das Aufräumen ganz allgemein: Wir wagen an einem bestimmten Punkt unseres Lebens den Schritt ins Abenteuer. Und dabei stoßen wir immer wieder auf äußere Hindernisse und innere Widerstände. Doch jede Hürde, die wir meistern, bringt uns dem Ziel näher. Wir spüren unsere persönliche Weiterentwicklung – was sich am Ende mehr als lohnt. „Es begann nun eine Reise durch mein Leben, wie ich sie sicher nie wieder unternehmen werde.“ So beschreibt auch FOCUS-Online-Autor Frank Gerstenberg das Auflösen seines Elternhauses. Eine Reise „die noch einmal eine Begegnung mit meinen Eltern, meiner Jugend, meiner Vergangenheit war.“

Das Aufräumen des eigenen Besitzes kann schon sehr aufwühlend sein. Doch wenn wir uns in der Lage befinden, uns um die Hinterlassenschaften der Eltern kümmern zu müssen (ich spreche hier stellvertretend von Eltern, meine damit aber alle Menschen, die uns nahestehen und deren Haus wir auflösen), sind häufig ganz andere Dimensionen von Überwältigung im Spiel. Im heutigen Blogpost soll es um genau diesen Spezialfall gehen: Das Aufräumen des Elternhauses – und damit ein Stück weit auch der eigenen Kindheit. Kleiner Disclaimer vorweg: Das Thema würde Bücher füllen! Bitte sieh es mir nach, wenn ich nur einige Punkte anschneide, die mir beim Lesen des Buches von Christina Erdmann als besonders hilfreich für ein solches Projekt erschienen. Ich möchte dich hiermit zum Nachdenken anregen, vielleicht auch, bevor du tatsächlich in die Situation kommst, dein Elternhaus auflösen zu müssen. Zudem konzentriere ich mich hier auf den Bereich des tatsächlichen Aufräumens, dem natürlich eine ganze Batterie an anderen Aufgaben juristischer, finanzieller oder steuerlicher Art vorangehen. Für ein tieferes Eintauchen empfehle ich dir deshalb die komplette Lektüre des Buches.

Es geht um dich!

Anders als man vielleicht im ersten Moment meint, geht es beim Auflösen des Elternhauses nicht (mehr) um die Eltern. Es geht nicht um die Räume deiner Eltern, auch nicht um die Dinge, die deine Eltern besessen haben. Es geht um dich. Neben Job, Familie oder anderweitigen Verpflichtungen musst du nun ein weiteres Projekt stemmen, das von dir erwartet, etwas zu tun, was du vorher noch nie gemacht hast. Das Auflösen eines kompletten Haushaltes, der häufig über viele Jahre gewachsen ist, hält neue und herausfordernde Aufgaben bereit und kann sich über Monate hinziehen. Du solltest das Vorhaben auf keinen Fall unterschätzen und auf die leichte Schulter nehmen, ganz nach dem Motto „Das schiebe ich noch eben schnell dazwischen“. Lass dir gesagt sein: Das Auflösen wird dich mehr oder weniger heftig aus deinem Alltag reißen. Das soll dich nicht abschrecken, sondern dich realistisch auf die Mammutaufgabe blicken lassen, die vor dir liegt. Wenn du dir bewusst bist, dass dir viel abverlangt wird, kannst du großzügiger mit dir selbst umgehen. Achte in dieser Zeit besonders gut auf dich, gönne dir Pausen und nimm dir Zeit.

Wenn du jetzt denkst „Oh mein Gott, das schaffe ich nie, ich lasse das lieber jemand anderen machen“, tritt kurz mal einen Schritt zurück. Erkennst du, dass in dieser Herausforderung auch eine Chance für dich liegen kann? Now is the moment! Jetzt kannst du – vielleicht das einzige Mal – etwas im Zusammenhang mit deinem Elternhaus für dich selbst tun. So kann das Auflösen des eigenen Elternhauses durchaus therapeutisch wirken. Es geht darum, dein Elternhaus gebührend zu verabschieden – oder ein für alle Mal abzuschließen, was all die Jahre negative Gefühle bei dir ausgelöst hat. Verpass nicht diese Chance zum Wachsen und Finden von innerem Frieden, sie kommt nicht wieder!

Christina Erdmann schlägt vor, sich ganz bewusst – noch einmal oder vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt – mit dem eigenen Elternhaus auseinanderzusetzen. Dabei geht es zunächst um das Bild, das du von deinem Elternhaus hast. Du kannst folgende zwei Übungen ausprobieren:

1. Emotionales Klingelschild – Fixiere dein inneres Bild von deinem Elternhaus

Christina Erdmann nennt diese Übung Emotionales Klingelschild. Denn wie ein Klingelschild verrät, wer hinter der Haus- oder Wohnungstür lebt, so soll das Emotionale Klingelschild zusammenfassen, was dein Elternhaus für dich ausmacht. Geh erstmal, noch bevor du wirklich einen Schritt hineinsetzt, im Kopf durch dein Elternhaus. Mal dir vor deinem inneren Auge so detailliert wie möglich aus, wie es dort aussieht. An was erinnerst du dich? Nutze dabei alle deine Sinne und versuche, die folgenden Fragen zu beantworten:

  • Welche Gegenstände oder Ereignisse kommen dir sofort in den Kopf, wenn du an dein Elternhaus denkst?

  • Mit welchen Farben, Geräuschen oder Gerüchen verbindest du dein Elternhaus?

  • Welches war der wichtigste Ort/dein Lieblingsort im Haus?

  • Welche Regeln und Rituale gab es?

  • Was hat dich genervt? Was wolltest du die ganze Zeit über schon immer verbessern?

 

2. Fotodokumentation – Verkläre und überhöhe nichts

Wenn wir anfangen, in Gedanken zu schwelgen, werden wir oft unnötig sentimental und beginnen unbewusst, Vergangenes zu romantisieren. Fotos helfen dabei, die eigene Erinnerung so authentisch wie möglich zu erhalten. Christina Erdmann schlägt daher vor, dass du dein Elternhaus nun (nachdem du dein inneres Bild davon fixiert hast) fotographisch festhältst. Mache so viele Fotos, wie du möchtest. Am besten aus möglichst vielen verschiedenen Winkeln oder sogar zu verschiedenen Tageszeiten. So kannst du dich im Nachhinein immer daran erinnern. Mache die Fotos, bevor du ans Aufräumen gehst.

Manchmal können solche Fotos sogar künstlerisch wertvoll sein. Wie die Fotos, die Jörg Egerer 2020 von seinem Elternhaus machte. In der Ausstellung Mein Elternhaus zeigte er diese Bilder aus dem verlassenen Haus. Eine mögliche Form der persönlichen Verarbeitung.

„Das, was das Auflösen eines Elternhauses zur wirklichen Anstrengung macht, sind nicht die Möbel und all die vielen Dinge ihrer Eltern, sondern Ihre Erinnerungen und Empfindungen, die Sie mit ihnen und diesem Ort verbinden.“ Schreibt Christina Erdmann. Sei dir bewusst, dass eine Phase des intensiven Erinnerns, des Aufarbeitens auf dich zukommt, in der du mit vielen verschiedenen Emotionen konfrontiert wirst. Schwelge wirklich in diesen Erinnerungen, lebe sie nach, fühle sie ganz, akzeptiere sie. Lass Gefühle zu. The only way out is trough!

 

Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen, […]

Beim Auflösen des eigenen Elternhauses geht es nicht im Entferntesten ums Entrümpeln. Häufig ist es ein Lebenswerk, das jetzt in Kisten verpackt und weggeschafft werden muss. Es ist der Moment, in dem man zeigen muss, dass man verantwortlich mit einer Erbschaft umgehen kann. Manchmal ein schweres Vermächtnis. Wer einen Haushalt auflösen muss – noch dazu von Menschen, die man liebt – muss vor allem eins: Entscheidungen treffen. Viele Entscheidungen. Unendlich viele. Kleine und große. Weitreichende und banale. Manchmal hat man das Glück (oder das Unglück), dass man diese Entscheidungen nicht allein treffen muss. Es ist nicht immer so, dass es die Entscheidungsfindung vereinfacht, wenn mehrere Menschen mitreden können. Im Gegenteil: Musst du dich noch mit anderen Menschen absprechen, einig werden, kann das den Entscheidungsprozess erheblich erschweren. (Jeder kennt diese einstigen Prachtvillen im idyllischen Teil am Rande der Kleinstadt, die nunmehr in ihrer ruinösen Gestalt Geisterhäusern gleichen. Zerfallen, ja, und komplett unbrauchbar, aber doch von einer magischen Schönheit. Wieso macht niemand was damit? Die Erbengemeinschaft konnte sich nicht einigen.) Diesen komplexeren Fall, dass du nicht allein für das Auflösen deines Elternhauses verantwortlich bist, lassen wir mal außen vor und konzentrieren uns auf die ohnehin schon schwierige Tatsache, dass du Antworten auf Fragen finden musst.

 

Wie fällt man Entscheidungen beim Aufräumen? Der Joy Check

Wenn du meine Arbeit hier auf meinem Blog verfolgst, hast du bestimmt schon mitbekommen, dass bei der KonMari® Methode das Kriterium Nummer eins fürs Treffen von Entscheidungen dein inneres Bauchgefühl ist, genauer gesagt: Glücksgefühl. Die berühmte Frage „Does it spark joy?“ animiert dich dazu, bei jedem Gegenstand, den du in die Hand nimmst, zu hinterfühlen (anstelle von hinterfragen), ob er dich glücklich macht oder zumindest Freude bei dir auslöst. Deswegen wird dieser Vorgang auch Joy Check genannt. Ich finde diese Herangehensweise an deinen physischen Besitz äußerst sinnvoll. Denn sie hat kein geringeres Ziel als dein ideales Leben. Und zum idealen Leben gehört nunmal, dass du dich nur mit den Dingen umgibst, die dir gefallen oder dir irgendetwas geben. Da nützt auch kein minimalistischer Ansatz à la „für jedes neue Teil geht eins raus“. Du sollst dich in deinem Zuhause wohlfühlen, es kommt also maßgeblich auf dein Gefühl an, das natürlich möglichst freudvoll sein muss. Beim Auflösen des eigenen Elternhauses handelt es sich nicht um deine eigenen Sachen, sondern um – zum Teil stark mit Emotionen verknüpfte – Dinge deiner verstorbenen Verwandten. Deshalb müssen wir hier etwas anders vorgehen.

 

Wie fällt man Entscheidungen beim Elternhaus-Auflösen? Kraft statt Kriterien

Das Entscheidungentreffen beim Elternhaus-Auflösen hat häufig wenig mit Freude zu tun. Wenn du einen Gegenstand, der ehemals deinen Eltern gehörte, in die Hand nimmst, wirst du wohl nicht direkt sagen „Ja, der bereitet mir Freude“. Und dennoch heißt das nicht automatisch, dass er aussortiert gehört. Es geht hier weniger darum, entscheidungsfreudig zu sein. Was du brauchst, ist vor allem Kraft. Kraft, um immer wieder Entscheidungen zu treffen, die eigentlich deine Eltern hätten treffen sollen. Kraft, um immer wieder mit den Emotionen und Erinnerungen umgehen zu können, die beim Anblick verschiedener Dinge hochkommen. Kraft, um nicht irgendwann aus lauter Verzweiflung oder Überforderung entscheidungsschwach zu werden. Es geht darum, entscheidungsstark zu bleiben, um unnötige Fehler zu vermeiden, die man später bereuen könnte. Diese Kraft kannst du einerseits durch ein strukturiertes und organisiertes Herangehen gewinnen (s. nächster Punkt). Hast du einen genauen Plan, kannst du deine Energie fürs wichtigere Entscheidungentreffen verwenden. Sei dir andererseits darüber bewusst, dass es hier um dich geht (s. oben). Deine Eltern schauen dir nicht über die Schulter. Denke zuerst an dich, dann an die Dinge! Du bist nicht dafür verantwortlich, jeglichen Gegenstand in deinen Besitz zu übernehmen und dich fortan um ihn zu kümmern. Konzentriere dich stattdessen auf dich selbst: Du musst auf Dauer mit den getroffenen Entscheidungen leben, nicht deine Eltern, und die Gegenstände schon gar nicht. Triff Entscheidungen, die sich für dich zumindest „in Ordnung“ anfühlen.

 

Vier Vorteile des Räumens nach Kategorien (inspiriert von Christina Erdmann)

Verschwende nicht deine Energiereserven dabei, jeden Tag wieder aufs Neue zu überlegen, wo du weitermachst. Lass dich nicht unnötig ablenken, sondern gehe strukturiert vor. Mach dir einen Plan, bevor du mit dem tatsächlichen Aufräumen loslegst! Meine Empfehlung dabei ist – wie auch beim Aufräumen nach der KonMari® Methode allgemein – das Vorgehen nach Kategorien. Selbstverständlich kannst du auch nach Räumen aufräumen, oder erinnerungsgeleitet, oder gänzlich spontan. Das Vorgehen nach Kategorien bietet dir aber einen besseren Überblick darüber, wie viele und welche Gegenstände es innerhalb einer Kategorie gibt und erspart dir damit das erneute Säcke-Aufreißen, nur um nachzuschauen, ob du vorhin schonmal dieselbe Pfanne weggeworfen hast oder nicht. Hier kommen vier weitere Vorteile des Räumens nach Kategorien:

1. Du entscheidest immer nur über eine Gruppe von Gegenständen. So kannst du dich besser konzentrieren.

2. Du kannst dich schon Zuhause gezielt auf die anstehende Kategorie vorbereiten und weißt damit, was dich organisatorisch und emotional erwartet.

3. Du vermeidest unnötiges Chaos in deinem Elternhaus, weil du strukturiert vorgehst.

4. Du kannst leichter Entscheidungen treffen.

Das strukturierte Vorgehen macht mentale Kapazitäten frei, um auch mal in einem Haufen alter Fotos zu versinken und in Erinnerungen zu schwelgen. Diese Freiheit kannst du dir nehmen, weil du weißt, dass sonst alles nach Plan läuft. Wenn du alle Dinge einer Kategorie auf einen Sammelplatz zusammenträgst, kannst du das exakte Ausmaß feststellen, das eine bestimmte Gruppe von Gegenständen im Haushalt einnimmt, und es fällt es dir leichter, Entscheidungen zu treffen.

 

Die fünf „V" des Elternhaus-Auflösens

Neben dem Zusammentragen aller Gegenstände einer Kategorie auf einen im Haus festgelegten Sammelplatz hilft es auch, im weiteren Schritt ein klares System zu haben. Es bietet sich an, die Gegenstände in der Folge den fünf Kategorien verwenden, verarbeiten, verkaufen, verschenken und vernichten zuzuordnen. Dieses systematische Vorgehen erleichtert das Auflösen ungemein, man kommt schnell in eine Art Flow, muss nicht lang darüber nachdenken, was als nächstes zu tun ist. Schritt für Schritt gelangt man so ans Ziel. Aber klar, anstrengend ist es schon. Deshalb solltest du dir immer wieder Pausen genehmigen! Lass mich dir etwas genauer erläutern, was mit den fünf Kategorien gemeint ist:

 

Verwenden

Hierunter fällt das, was du ohne zu zögern in dein Leben integrieren möchtest. Dinge, für die du jetzt schon einen genauen Platz vor Augen hast. Sei sparsam dabei, dich für verwenden zu entscheiden. Du hast bereits einen funktionierenden Haushalt (nehme ich mal an). Vermeide es, dir deinen eigenen Keller mit den Hinterlassenschaften deiner Eltern vollzustellen, nur weil du sie irgendwann mal gebrauchen könntest. Vielleicht.

Du möchtest eine Sache nicht behalten, weil du sie verwenden möchtest, sondern weil du sie aus emotionalen Gründen aufbewahren willst? Auch die Einordnung als Erinnerungsstück ist eine legitime Art der Verwendung. Allerdings sollten Erinnerungsstücke besonders wertgeschätzt werden.

„Das Bedürfnis, die Welt der Eltern, den alten Zustand ihres Hauses oder der Wohnung wenigstens in einigen Dingen symbolisch zu bewahren, ist vollkommen normal. Je mehr Erlebnisse und Geschichten uns mit diesen Dingen, dem Ort, an dem sie sich befanden, und vor allem mit ihren Nutzern verbinden, umso enger ist möglicherweise die Bindung an den oder die Gegenstände selbst. So kann die Brille der Mutter oder die Armbanduhr des Vaters intensivere Erinnerungen in Ihnen auslösen als irgendein funktionaler Alltagsgegenstand. Aber auch bei diesen sehr emotional besetzten Dingen stellt sich am Ende die Frage: Wohin damit?“ Christina Erdmann – Adieu Elternhaus. Elternhaus auflösen – sortieren, wertschätzen, loslassen

Was ist der richtige Erinnerungsort? Die Kiste im Keller wohl nicht. Überlege also genau: Brauchst du all diese Dinge wirklich? Oder kannst du dich auch ohne sie an deine Eltern und deine Kindheit erinnern?

 

Verarbeiten

In die Kategorie „verarbeiten“ fallen all jene Gegenstände, die noch deiner Aufmerksamkeit bedürfen, bevor du weiter über sie entscheiden kannst. Egal, ob sie verkauft, verschenkt oder von dir selbst verwendet werden sollen: Diese Dinge müssen noch gereinigt, repariert, geschätzt oder sonstiges werden. Vielleicht musst du dich auch noch mit anderen beratschlagen, was damit zu tun hast. Diese Kategorie kann also auch als eine Art Zwischenstation genutzt werden. Aber bitte zögere die Entscheidung nicht zu lange hinaus und nutze diese Kategorie nicht als Ausweichmethode, um überhaupt eine Entscheidung treffen zu müssen. In dieser Kategorie sollten sich die Dinge nach Möglichkeit nicht anhäufen.

 

Verkaufen

Beauftrage jemanden, verkaufbare Dinge bei eBay reinzustellen oder kümmere dich selbst um den Verkauf. Aber überleg dir gut, was die Mühe wert ist. Manchmal ist eine Anzeige monatelang online, bevor sich etwas verkauft. Du kannst zum Vergleich mal nachschauen: Wäre deine Schrankwand in Volleiche die einzige momentan in deiner Region angebotene? Dann nichts wie ab dafür! Wäre sie die 162.? Vergiss es!

 

Verschenken (+ Spenden)

Hierzu zählen Gegenstände, die du verschenken oder auch spenden möchtest. Am besten ist es, wenn du dafür schon eine genaue Person oder Institution im Kopf hast, von der du weißt, dass sich den betreffenden Gegenstand gebrauchen kann bzw. sich darüber freuen würde. Ich persönlich würde diese Kategorie großzügig befüllen, denn erstens macht verschenken weniger Arbeit als verkaufen (der Verkaufsprozess ist sehr zeit- und nervenintensiv). Bedenke auch bei einstmals wertvollen Dingen: Das Geld (deiner Eltern) ist schon ausgegeben. Wenn es sich nicht um eine echte Rarität oder Antiquität handelt, wirst du nicht viel dafür bekommen. Und zweitens ist es manchmal einfach schön, jemand anderem eine Freude zu machen ganz ohne etwas im Gegenzug dafür zu erwarten. Schenken macht glücklich! Aber bitte überflute diese Kategorie nicht mit Sachen, die absolut unbrauchbar sind. Ich appelliere hier an deine Vernunft: Du kannst dich selber fragen, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand diese Sache noch gebrauchen kann. Bitte nutze wohltätige Organisationen nicht als die einfachere Möglichkeit der Abfallentsorgung!

 

Vernichten

Fällst du das Urteil, dass ein Gegenstand weder in deinen Besitz übergehen, noch verkauft oder gespendet werden soll, gibt es nur noch eine logische Alternative: Das Entsorgen des Gegenstandes. Christina Erdmann spricht hierbei von vernichten. Vernichten bedeutet, dass der betreffende Gegenstand aufhört zu existieren. Ja, so hart wie es klingt, ist es auch. Habe den Mut, diese Konsequenz anzuerkennen. Wahlweise kannst du deine wertvolle Zeit auch weiterhin mit Zögern und Verschieben zu verbringen. Dazu würde ich dir aber nicht raten. Blicke lieber der Tatsache ins Auge, dass wir nicht unendlich viel Platz auf unserer Erde aka in unserem Zuhause haben, um jeden einzelnen Gegenstand aufzubewahren. Und andere Menschen haben auch nicht mehr Platz. Ich empfehle dir, dass du dich jetzt verabschiedest. Mache Fotos dieser einen Vase oder schneide ein Stück Stoff aus dem Kleid deiner Mutter, dann fällt es dir im Anschluss vielleicht weniger schwer, die Dinge zu entsorgen.

 

Und schließlich: Wie anfangen?

Wir haben uns vorgenommen, unser Elternhaus aufzulösen. Oder uns bleibt einfach nichts anderes übrig. Nachdem wir Rechtliches geklärt haben, steht nun der erste Einsatz an: Wir schließen die Tür auf, der altbekannte Geruch strömt uns in die Nase und wir sind erstmal…komplett überfordert. So viel Zeug, so viele Erinnerungen! Wie soll ich das schaffen? Zu guter Letzt wenden wir uns daher kurz der vermutlich brennendsten Frage zu: Wie fange ich überhaupt an?

Die drei drängendsten Schritte:

1. Haustiere (+ Pflanzen) versorgen

2. Lebensmittel mitnehmen oder entsorgen

3. Wichtige Dokumente zusammensammeln

 

Generell: Fange mit etwas an, das

-  Platz schafft (stapelweise Zeitungen und Zeitschriften, hässliche Möbel)

-  Für dich wertlos ist (Katzenbilder, Kunstpflanzen und Häkeldeckchen)

-  Du sofort verpacken und möglichst direkt entsorgen oder spenden kannst (Schreibutensilien, Bücher)

Danach: Gehe nach Kategorien vor (s. oben). Und: Denke zuerst an dich (s. oben)!