#10: 10 häufige Fallen und wie du sie umgehen kannst (Teil 2)
Letzte Woche habe ich mit dir bereits typische Fallen, in die man beim Aufräumen treten kann, geteilt. Ich fand, danach hattest du erstmal eine kleine Verschnaufpause verdient. Es ist nicht leicht, wenn wir jahrelang, vielleicht unser ganzes bisheriges Leben, nach bestimmten Mustern oder Glaubenssätzen gelebt und gehandelt haben, plötzlich neue Herangehensweisen zu etablieren. Bestimmt kam dir der ein oder andere Aspekt des letzten Blogbeitrags wie harte Kost vor. Das ist ganz normal. Aber bitte glaube mir, wenn ich dir sage: Alte Gewohnheiten, die dir und deinem idealen Leben im Weg stehen, Schritt für Schritt aufzulösen, ist SO heilsam! Fang einfach klein an und hinterfrage sie. Nach und nach wirst du so dein Traumleben erschaffen.
Lies hier die Fortsetzung der zehn Fallen, in die man beim Aufräumen treten kann, und eliminiere nicht zielführende Gewohnheiten.
Sechste Falle: Es könnte irgendwann nützlich sein.
Oh ja, wer kennt diesen Spruch nicht, wenn es ums Ausmisten von Dingen geht. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit „Das will ich irgendwann noch lesen.” Dieser Herangehensweise liegen grundsätzlich zwei „Probleme” zugrunde. Der erste schwierige Punkt ist, dass du den betreffenden Gegenstand in der Gegenwart offenbar nicht brauchst oder liebst (das Buch jetzt nicht lesen willst). Der zweite problematische Aspekt ist, dass du anscheinend davon ausgehst, dass du in (ferner) Zukunft auf jeden Fall a) Lust haben wirst, den Gegenstand zu nutzen/das Buch zu lesen und b) Zeit haben wirst, den Gegenstand zu nutzen/das Buch zu lesen. Lass mich dir erklären, warum ich beides ungünstig finde.
Frage: Möchtest du irgendwann, in (ferner) Zukunft, vielleicht in zehn Jahren oder im Rentenalter dein ideales Leben leben? Oder möchtest du jetzt dein ideales, wunderbares, selbstbestimmtes Leben leben? Du entscheidest dich hoffentlich für jetzt. Denn jetzt ist alles, was du hast. Du kannst zwar Vergangenem nachhängen oder nur für die Zukunft leben. Aber nur das Leben in der Gegenwart allein kann dich wirklich glücklich machen (an dieser Stelle möchte ich dir Eckhart Tolles Buch Jetzt! Die Kraft der Gegenwart empfehlen). Indem du im Hier & Jetzt Dinge (Bücher, was auch immer) behältst, die du weder liebst noch brauchst noch aktuell verwenden willst, kreierst du in diesem Moment ein leben voll toter Energie. Wie wäre es stattdessen, wenn du nur das in deinem Leben lässt, das dir jetzt gerade dienlich ist? Das dich optimal auf deinem Weg hin zum idealen Leben unterstützt? Dass dich beflügelt - ja, so viel können wir von unserem Besitz erwarten - anstatt dich permanent daran zu erinnern, dass du jetzt KEINE Zeit für oder KEINE Lust auf etwas hast. Kreiere positive Energie, indem du JA-Gegenstände um dich herum versammelst. Und zwar Ja zum Hier & Jetzt.
Die zweite Annahme, die sich hinter dem typischen Satz „Das könnte ich irgendwann nochmal gebrauchen” verbirgt, ist die, dass man in Zukunft irgendwie ein anderer Mensch sein wird. Jetzt habe ich gerade keine Zeit, aber bald werde ich Zeit haben. Jetzt bin ich gerade dieser Mensch, aber in Zukunft werde ich ganz anders sein - mit anderen Routinen, anderen Tagesabläufen, anderen Vorlieben? Sofern in deinem Alltag keine konrete Veränderung ansteht (wie z.B. der Eintritt ins Rentenalter und damit das Aussscheiden aus der Arbeitswelt - das wäre wirklich eine Veränderung), die wesentlich mehr freie Zeit in dein Leben bringen wird, solltest du nicht davon ausgehen, dass du morgen ein total anderer Mensch sein wirst als heute. Spoiler: Der einzige Weg, wie du morgen wirklich ein anderer Mensch sein kannst - und zwar einer, der seine Träume lebt - führt über das augenöffnende Aufräumen, was gerade deshalb zum Erfolg führt, weil du dich im Hier & Jetzt für Dinge entscheidest, die dich JETZT glücklich machen (und alles andere gehen lässt). Zusammengefasst bedeutet das: Entscheide dich dafür, dein ideales Leben jetzt zu kreieren und vertröste dich selbst nicht auf eine unbekannte Zukunft, in der sowieso alles immer anders kommt, als man heute glaubt.
Siebte Falle: Es war schon immer da.
Nehmen wir mal an, du bist in dein Elternhaus gezogen, das du geerbt hast. Vielleicht lebst du auch einfach schon sehr lange in ein und derselben Wohnung. Es geht darum, dass es in vielen Haushalten Ecken gibt, die sich schon sehr lange nicht mehr verändert haben (oder in die wir vielleicht noch nie reingeschaut haben). Etwas, das sehr lange unverändert/unberührt bleibt, verschwindet von unserem Radar. Kennst du das, wenn du nach Weihnachten eine Kiste mit Dekomaterial irgendwo in den Flur stellst, und sie monatelang dort stehen bleibt, weil sie sich quasi integriert hat und sie dir gar nicht mehr auffällt? Im September denkst du noch einmal darüber nach, aber dann lohnt es sich eh nicht mehr, denn bald ist schon wieder Weihnachten. Naja, du weißt hoffentlich, was ich meine.
Es könnte also durchaus passieren, dass du während des Aufräumens auf Dinge stößt, die du ewig nicht wahrgenommen hast, und deren Energie auf gewisse Weise eingeschlafen ist (ist bei Büchern, die lange unbenutzt im Regal standen, übrigens genauso). Diese Dinge senden dir sozusagen nicht mehr ihre wahre Botschaft, sondern gar nichts (oder anders ausgedrückt: du kannst nichts mit ihnen anfangen, weißt nicht, wohin mit ihnen). Weil die Dinge dir nicht sagen, was mit ihnen passieren soll, und du auch keine einschneidende Idee hast, lässt du sie einfach stehen und denkst dir achselzuckend: Das stand halt schon immer da. Aufräumen abgehakt.
Dass diese Aufräumstrategie - oder besser gesagt Nichtstrategie - dich NICHT deinen Träumen näherbringt, sollte dir eigentlich selbst klar sein. Aber hier nochmal in aller Eindrücklichkeit: Hebe Dinge nicht einfach nur deshalb auf, weil sie existieren. Es gibt nur einen Grund, weshalb du Dinge aufbewahren solltest (wenn du dein ideales Leben leben willst). Kennst du ihn? Genau, der Grund ist, dass sie dich glücklich machen!
Achte Falle: Es ist ein Set.
Eine beliebte Falle nicht nur bei Sammler*innen. Ob Buchreihen, Teeservice oder Nähset. Manche Dinge kommen im Paket in unser Leben, und wir meinen, diese Pakete nicht auseinandernehmen zu dürfen. So nobel die Einstellung auch ist, Zusammengehöriges nicht trennen zu wollen, muss ich in Bezug auf das Thema Aufräumen doch versuchen, dich vom Gegenteil zu überzeugen.
Als ich mit meiner Schwester gemeinsam ihre Wohnung aufgeräumt habe, sind wir auf zwei Frühstücksbrettchen mit zugehörigem Geschirrtuch gestoßen - ein Set, alles mit dem gleichen Motiv. Das Geschirrtuch liebte sie und hatte es häufig in Benutzung. Die Bretter hingegen fristeten ein einsames Dasein in irgendeiner dunklen Ecke und wurden nie benutzt. Einerseits mochte meine Schwester das Material nicht (es handelte sich um Plastikbretter), andererseits ist sie es gewohnt, ihr Frühstück von Tellern zu essen. Auch zum Schneiden waren die Bretter nicht geeignet, da sie viel zu klein waren. Der Sachverhalt war in meinen Augen mehr als eindeutig. Nichtsdestotrotz bewahrte meine Schwester diese beiden Bretter jahrelang auf, denn sie seien schließlich ein Set. Durch gezielte Fragen wie „Kannst du dir vorstellen, die Bretter in Zukunft zu nutzen” leuchtete meiner Schwester schließlich auch ein, dass sie ein Set nicht nur um des Sets Willen zusammenhalten muss. Wie immer beim joy check geht es darum, jeden Gegenstand einzeln in die Hand zu nehmen und sich zu fragen: Does it spark joy? Wenn das nur für einige Teile aus einem Set gilt und für andere nicht, brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben, die ungeliebten gehen zu lassen.
Neunte Falle: Dinge von anderen aufräumen.
Die neunte Falle, die man umgehen sollte, ist, dass man anfängt, den Besitz von Familienmitgliedern oder Mitbewohner*innen aufzuräumen. Abgesehen von Kleinkindern, die noch nicht selber aufräumen können, ist das Aufräumen für andere absolut tabu. Ich verstehe, was dahintersteckt: Die Mitbewohnerin ist möglicherweise eine Horterin mit Hang zum Messietum, ihre Sachen nehmen ungefähr 3/4 eures gemeinsamen Platzes ein, während du dich mit einem Küchenregal begnügen musst. Vielleicht stört dich auch die (in deinen Augen) unattraktive, eingestaubte Pokalsammlung deines Bruders. Natürlich kann einen die Unordnung der Personen, mit denen man eine Wohnung teilt, genauso stressen wie die eigene. Und Ordnung in die Regalflächen der anderen zu bringen, kann das Chaos angenehmer reduzieren. Bleiben wir bei dem Beispiel: Wenn deine Mitbewohnerin oder dein Bruder damit einverstanden sind, dass du ihre Dinge aufräumst (im Sinne von anders und ordentlich arrangieren), spricht nichts dagegen. Dinge von anderen auszumisten, solltest du aber lassen. Erstens bringt dich das deinem idealen Leben kein Stück weiter. Und zweitens nimmst du den anderen damit die Chance, sich ebenfalls die Augen öffnen zu lassen. Die anderen müssen selbst motiviert sein und nach ihrem eigenen Tempo aufräumen. Oder vielleicht stört sie das, was du als Chaos empfindest, überhaupt nicht. Auf jeden Fall kannst du andere nicht zum Aufräumen zwingen. Verfolge lieber die Taktik, ein gutes Vorbild zu sein. Geh mit gutem Beispiel voran und erledige dein Aufräumfest zuerst. Die anderen werden garantiert neugierig sein und die positiven Effekte, die das Aufräumen auf dich hat, bemerken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie dann selber aufräumen wollen.
Zehnte Falle: Mit Sentimentalem anfangen.
Beim Aufräumen nach der KonMari® Methode gibt es eine bestimmte Reihenfolge, in der man vorgeht. Diese Reihenfolge ist so aufgebaut, dass man bei einer Kategorie, bei der den meisten das Aufräumen leichtfällt, anfängt und sich Schritt für Schritt zu schwierigeren Kategorien vorarbeitet. So schult man auf dem Weg immer mehr seine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die am eigenen Glücksbarometer ausgerichtet sind. Die wohl schwierigste Kategorie sind Erinnerungsstücke, also alles, an dem unsere Emotionen hängen. Wer das Aufräumen direkt mit alten Briefen oder Fotos anfängt, wird schnell entmutigt sein. Wir verknüpfen unsere Erinnerungen mit solchen Sachen und denken, dass wir mit ihnen auch einen Teil von uns verlieren, weswegen wir sie schnell wieder zurück in die Schachtel tun und das Aufräumen vorerst beenden. Oder aber wir schwelgen stundenlang in Erinnerungen und kommen gar nicht voran. Bist du nach einer solchen Aktion demotiviert und denkst, dass du einfach nicht zum Aufräumen gemacht bist, muss ich schnell zwischen diesen Gedanken grätschen. Du kannst aufräumen! Jeder kann es lernen. Du hast lediglich mit der schwierigsten Kategorie begonnen. Halte dich an die Reihenfolge und vertraue dem Prozess - du wirst am Ende ankommen. Hier kannst du nachlesen, wie die richtige Reihenfolge aussieht.
Nun bist du vor den häufigsten Fallen gewarnt und weißt, wie du sie umgehen kannst. Ich hoffe, du startest beschwingt ins Aufräumen - am besten noch heute. Viel Spaß dabei!