#62: „Heute fange ich an!” Tipps für Motivation und Leichtigkeit

„Spät anfangen, neu anfangen, wieder anfangen – egal: einfach anfangen.“ – Alissa Levy

„Ich will anfangen, will mich verändern – aber ich weißt nicht, wohin ich den ersten Schritt setzen soll.“, schreibt Alissa Levy, Illustratorin und Autorin von Heute fange ich an. Wie du diese verfluchte Motivation findest und mehr Leichtigkeit in deinen Alltag holst. Wem geht es nicht so, ganz generell, aber vor allem auch wenn es ums Thema Aufräumen geht? Oft ist der allererste Schritt der schwierigste. Was will ich eigentlich? Was will ich im Leben noch erreichen? Genau mit diesen Fragen beziehungsweise deren Beantwortung würde ich starten. Was, soweit vorn?, wunderst du dich. Ich sage dir: Wer avantgardistisch sein will, muss avant sein!

Brain-Dumbledoring, um unseren Kopf aufzuräumen

Brain-Dumping. Diese Methode gefällt mir, denn sie ist unkompliziert, schnell und absolut unprätentiös: Brain ist das Gehirn und to dump heißt abladen oder wegwerfen, so gesehen geht es hierbei um eine Müllhalde für deine Gedanken. Oder, um es positiver auszudrücken, ein Denkarium. Deshalb nenne ich es liebevoll Brain-Dumbledoring, denn ähnlich wie Professor Dumbledore, der liebevolle Schuldirektor aus der Harry Potter-Welt, suchen wir uns einen Ort, an dem wir all unsere Gedankenfäden erst einmal ungefiltert aufbewahren können. Das kann ganz klassisch ein Notizbuch sein, ein Schmierzettel oder auch die Notizen-App auf dem Smartphone. Es geht darum, alles, was dir in den Kopf kommt, aufzuschreiben. Das kann gern völlig unsortiert geschehen. Brain-Dumps fassen alle Ideen, Impulse, To Dos zu einer Art Auslese des Tages zusammen. Du weißt, wo du suchen musst, und hast alles im Blick. Es ist unglaublich entlastend, wenn die Gedanken nicht mehr im eigenen Kopf aufbewahrt werden müssen, sondern es ein Gefäß gibt, das sie bereitwillig aufnimmt.

Erst in einem nächsten Schritt kannst du all diese losen Gedankenfäden organisieren, clustern, einordnen. Nimm die zum Beispiel einmal die Woche Zeit dafür, Termine einzutragen, Haushaltspflichten zu organisieren oder auch mal To Dos, die neulich noch wichtig erschienen, durchzustreichen, weil sie so wichtig eigentlich gar nicht sind. Begrüße die angenehme Leere in deinem Kopf und erfreue dich an zurückgekehrter Konzentrations- und Genussfähigkeit!

(Auch Dumbledore-Fan? Mehr Analogien zu Harry Potter findest du in diesem Blogpost!)

 

Die 10-10-10-Methode, um leichter Entscheidungen zu treffen

Diese Methode von Suzy Welch kann dabei helfen, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen, indem man die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet. Es geht darum, die Konsequenzen einer Entscheidung zu antizipieren und zwar auf die nächste (was passiert in 10 Minuten?), die mittelfristige (wie ergeht es mir mit der Entscheidung in 10 Monaten?) und die langfristige Zukunft (was bedeutet die Entscheidung für mich langfristig?).

Ein Beispiel zum Thema Ordnung: Soll ich den Mantel aussortieren?

In 10 Minuten: Ich bin traurig, dass ich nichts mehr für den Mantel bekommen habe, aber auch erleichtert, dass er jetzt weg ist.

In 10 Monaten: Einen ganz ähnlichen Mantel wie die Frau dort hatte ich auch mal.

In 10 Jahren: Welcher Mantel?

Mithilfe dieser Methode und dem dadurch gewonnen Weitblick kann man die heute zu treffende Entscheidung besser in den Gesamtzusammenhang des eigenen Lebens einordnen. Wir erkennen, ob es sich um eine triviale, ungefährliche, bedeutende, wichtige oder gar lebensverändernde Entscheidung handelt und ob wir uns dabei ängstlich, verwirrt, neutral oder sicher fühlen. Wie sehen die Fakten aus, was sagt mein Bauchgefühl? Jetzt gerade erscheint es mir vielleicht unsäglich traurig, diesen Mantel wegzugeben. Aber schon in ein paar Monaten habe ich nur noch eine blasse Erinnerung an ihn und in ein paar Jahren ist er ganz aus meinem Gedächtnis verschwunden. Denn seien wir mal ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass wir in den kommenden zehn Jahren regelmäßig an ein Kleidungsstück oder an einen Gegenstand denken werden mit dem Gefühl, unser Leben ist schlechter, seit wir es nicht mehr haben? Lebensverändernd ist meist nicht die Mikro-Entscheidung, einen Gegenstand zu behalten oder wegzugeben. Lebensverändern ist die Makro-Entscheidung dafür, das Leben generell in Ordnung bringen zu wollen.

„Disziplin ist die stärkste Form der Selbstliebe.“ – Alissa Levy

Die Was schert mich mein Geschwätz von gestern-Methode, um sich heute die Erlaubnis zu geben

Diese Methode ist eigentlich gar keine Methode, sondern vielmehr eine Einstellungssache. Oft identifizieren wir uns ein bisschen zu sehr mit dem Bild, das wir vor hundert Jahren mal von uns gemacht haben. Da verhindern Kindheitserinnerungen à la „Ich wurde immer als letztes ins Team gewählt“, dass man sich heute als sportliche Person wahrnimmt, und die (vielleicht liebevoll gemeinten) Zuschreibungen der Eltern („Unsere Tochter ist einfach eine kleine Chaotin“) helfen auch nicht gerade dabei, dass du dich voller Elan ans Aufräumen machst. Es ist, als ob wir uns nie wieder fotografieren wollen, weil wir ja bereits ein Polaroid-Foto von uns gemacht haben. Doch es ist möglich, die neuste der neusten Digitalkameras zu zücken und das alte Foto durch ein neues zu ersetzen. Veränderung ist möglich. Neues ist möglich. Du kannst dir selbst die Erlaubnis geben, dein gestern durch dein heute zu ersetzen! Und wie befreiend es sein kann, alte Glaubenssätze und Vorstellungen über Bord zu werfen und zu erkennen: Ich muss nicht so sein, wie meine Eltern mich sehen. Oder: Ich war zwar mal so, aber bin es jetzt nicht mehr. Oder, wie Alissa Levy schreibt:

„Ich darf Dinge anders machen. Ich darf heute anders sein als gestern. Ich darf Sport und Bewegung gut finden, obwohl ich früher nicht mal daran denken wollte. Ich darf laut sein, obwohl ich früher leise war. Ich darf anderer Meinung sein als noch vor ein paar Tagen oder vor ein paar Jahren. Ich darf alte Grenzen überdenken und neue Grenzen setzen. Ich darf mir so viel Zeit nehmen, wie ich brauche.“

 

Die Wochentag-Methode, um die Ordnung auch mal zu genießen

Alissa Levy schreibt: „Manchmal (oft) habe ich das Gefühl, dass ich mit Putzen, Aufräumen und Organisieren mehr Zeit verbringe als damit, die Ordnung zu genießen.“ Und das ist ein guter Ansatz, finde ich, denn war bringt uns die ständige Aufräumerei, wenn wir dann gar keine Zeit mehr haben, unser aufgeräumtes Zuhause zu genießen. Es gilt also, so effizient wie möglich vorzugehen und dadurch die Aufräum-Zeit zu minimieren und die Genuss-Zeit zu maximieren. Das A und O ist eine gute Basis. Diese Basis kann zum Beispiel dadurch gelegt werden, dass einmal (und wirklich nur einmal!) der Hausstand nach der KonMari® Methode geordnet wird. Ist erstmal alles Unwichtige ausgemistet und alles Wichtige neu und hübsch verstaut, geht die tägliche Aufräumroutine viel leichter von der Hand. Dann geht es nur noch darum, Benutztes an den dafür vorgesehen Platz zurückzustellen, und das geht jetzt einfach und schnell, weil jeder Gegenstand sein spezifisches Zuhause hat. Alissa Levy schlägt vor, jedem Wochentag feste Aufgaben zuzuordnen, zum Beispiel immer montags das Bad zu putzen. Ich selbst verfolge gemeinsam mit meinem Partner ebenfalls diese Strategie. Wir wissen genau, wann wer für was zuständig ist. Natürlich mussten wir uns dafür einmal zusammen hinsetzen, uns Zeit nehmen und alle Aufgaben sammeln und verteilen – nicht besonders romantisch. Aber sie ist es wert, denn so gibt es keinen Streit mehr über Haushaltssachen und merklich weniger Mental Load!

„Es gibt einen Grund, wieso ich mich immer so gut nach dem Aufräumen fühle: Beim Saubermachen bringe ich auch mental Ordnung in das Chaos. Und es fühlt sich jedes Mal wie ein kleiner Neuanfang an. Mein inneres Gleichgewicht sehnt sich nach einem konstanten Level an Sauberkeit, deshalb ist eine Aufräumroutine ein wichtiger Teil meines Alltags. Das bisschen Haushalt macht sich von allein, wenn die Basis geschaffen ist.“ – Alissa Levy

Nach Alissa Levy ist es sinnvoll, die Aufgaben in tägliche, wöchentliche, monatliche und saisonale Aufgaben zu unterteilen. So könnte ein Haushaltsplan aussehen:

Täglich:

·       Spülmaschine ein- und ausräumen

·       Küchenarbeitsfläche abwischen

·       Klamotten aufräumen

·       Bett machen

·       …

 

Wöchentlich:

Mo: Badezimmer putzen

Di: Staubwischen + Pflanzen gießen

Mi: Staubsaugen

Do: Küche putzen

Fr: Wäsche waschen

Sa: Einkaufsliste schreiben + einkaufen

So: 1 Monatsaufgabe erledigen

 

Monatlich:

·       Bettwäsche wechseln

·       Polstermöbel absaugen

·       Backofen + Kühlschrank putzen

·       Kaffeemaschine entkalken

·       Küchenfronten und Schubladen reinigen

·       …

 

Saisonal (alle 3-12 Monate):

·       Fenster putzen

·       Pflanzen umtopfen/Garten-Reset

·       Kleidung aussortieren, ggf. Schrank neuordnen

·       Waschmaschine + Spülmaschine reinigen

·       Kaputte Sachen reparieren oder ausmustern

·       …

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