#45: Fotos! Wie sie aufgeräumt werden und sogar beim Aufräumen helfen können
„In einem Album mit Leinenbezug kleben Bilder von ihm, sie zeigen ihn als blassen, fröhlichen Jungen, beim Unkrautjäten mit der Großmutter, mit himbeerverschmiertem Mund, auf einem Foto mit einer weißen Katze auf dem Arm. Alexander mit Murzel, 1969, steht in einer strengen Handschrift darunter. Die Großmutter sieht aus wie eine jener Frauen, die nur in seltenen Momenten milde lächeln. Ich habe das Album im Wohnzimmer ins Bücherregal geschoben, zwischen das Lexikon der Pflanzenkunde und einen Konsalik-Roman, um es mir anzuschauen, wenn Alexander fort ist.“ (Mareike Fallwickl – Dunkelgrün fast schwarz)
Diese Passage aus einem ganz wunderbaren Roman ist ein schönes Beispiel dafür, was Fotos transportieren können: Kindheitsfragmente, Eindrücke davon, wie jemand als Kind gewesen ist. Charaktereigenschaften einer längst verstorbenen Person, die man nicht mehr fragen kann, ob sie ein glückliches Leben hatte. Zeitweise Weggefährten, die man andernfalls längst vergessen hätte. Fotos sind auf wenige Zentimeter Barytpapier komprimierte Erinnerungen. Fotos sind Relikte, Beweismittel, Memoirenmaterial. Fotos zeigen das, was war. Sie sind untrennbar mit unserer Vergangenheit verwoben, sind Abbild einer Episode unseres Lebens. Fotos sind ohne Zweifel mit Emotionen verbunden. Wenn wir Aufräumen, kommen wir unweigerlich irgendwann an den Punkt, an dem wir uns fragen, was mit unserer Fotosammlung geschehen soll. Der heutige Beitrag dreht sich darum, wie wir Fotos am besten aufräumen und wie sie uns beim Aufräumen helfen können.
Fotos sind objektiv
Es ist Vorweihnachtszeit und wir wollen unser Heim auf besondere Weise schmücken. Ein Adventskranz wird aufgehängt und wir stellen die große rote Vase für die Amaryllis auf. Die sind jedes Jahr ein Highlight, die fast meterhohen Amaryllis. Die Vase haben wir extra dafür angeschafft, sie steht nur an Weihnachten im Wohnzimmer. Nachdem wir eine schöne Weihnachtszeit hatten, ist es irgendwann, gegen Mitte Januar, wieder soweit: Wir müssen oder wollen die Weihnachtsdeko für die nächsten knapp zwölf Monate verstauen. Der Baum wird abgeschmückt, der Adventskranz heruntergenommen. Die große rote Vase stellen wir erstmal um die Ecke in den Flur. Wir wollen sie auf den Dachboden bringen, sobald wir das nächste Mal hochgehen. Nur die Vase hochzubringen und eine Hand freizuhaben, scheint uns wie eine Verschwendung. Zufälligerweise haben wir in der nächsten Zeit gar keinen Grund für einen Dachbodengang. So kommt es, dass es März wird – und die Vase steht immer noch da. Inzwischen nehmen wir sie schon gar nicht mehr wahr. Wir gehen täglich an ihr vorbei und sie fügt sich in ihre Umgebung ein. Das Gehirn hat sich daran gewöhnt. Wahrscheinlich werden wir im Dezember auf den Dachboden gehen und nach der Vase suchen, bis uns einfällt, dass sie seit einem Jahr im Flur steht.
Es ist ganz einfach: Etwas, das wir jeden Tag sehen, verschmilzt mit der Umgebung, bis es uns irgendwann nicht mehr auffällt. Ähnlich wie die große rote Vase kann auch Unordnung aus unserer Wahrnehmung verschwinden, wenn wir mehrmals täglich mit ihr konfrontiert werden. Hält sich etwas hartnäckig genug, wird uns dessen Anblick so vertraut, dass wir es schlichtweg ausblenden. So kann es passieren, dass wir gar nicht bewusst bemerken, dass es bei uns Zuhause unordentlich ist. Unterbewusst merken wir es allerdings sehr wohl, zum Beispiel wenn wir ein Gefühl von Enge und Schwere verspüren.
Ein Supertrick ist es, Fotos vom aktuellen Stand der (Un-)Ordnung zu machen. Das Foto zeigt das Zuhause auf einen kleinen Ausschnitt konzentriert. Die Betrachtung der Aufnahme ermöglicht einen neutraleren Blick. Plötzlich sehen wir die Dinge anders, können ganz objektiv den Zustand auf den Fotos einordnen: Das sieht aber ganz schön unordentlich aus! Fotos geben eine andere Perspektive auf das, was ist. Versuch es mal, es ist schon erstaunlich, wie unsere Räume auf Bildern aussehen.
Beweisfotos
Fotos sind auch ein unglaublich mächtiges Tool, wenn es um den Aufräumfortschritt geht. Mache unbedingt Fotos, bevor du dich ans Aufräumen machst. Nimm dein Zuhause aus allen möglichen Winkeln auf und halte den Ist-Zustand fest. Gut möglich, dass du geschockt bist, wenn du deine Wohnung das erste Mal durch die Linse siehst. Doch auch wenn es dir zunächst unangenehm ist: Auf diese Weise erhältst du einen Stoß in die richtige Richtung! Genieße diese Vorher-Fotos in vollen Zügen, denn es wird nie wieder so aussehen. Durch die Fotos wirst du schnell den Fortschritt beim Ordnungschaffen sehen. Die Fotos sind quasi Beweise dafür, dass du wirklich aufgeräumt hast. Du kannst sie stolz deinen Freund*innen zeigen, um ihnen zu demonstrieren, was du geschafft hast. Vielleicht überzeugst du sie dann ebenfalls davon, ihr Zuhause aufzuräumen. Oder du kannst sie dir selber immer wieder anschauen, um während des Prozesses motiviert zu bleiben. Unsere Erinnerung ist trügerisch, Fotos hingegen lügen nicht: Sie sind ein Mahnmal für das, was nie wieder eintreten soll. Am Ende des Aufräumens wirst du dich kaum noch daran erinnern, wie es früher einmal bei dir ausgesehen hat. Dann kannst du dir die Fotos anschauen und denkst wahrscheinlich: Wer konnte in diesem Chaos leben?
Ein Foto als Grundlage für dein ideales Leben
Beim Aufräumen nach der KonMari® Methode geht es darum, den Grundstein für das ideale Leben zu legen. Wir räumen auf, weil wir uns nur noch mit den Dingen umgeben wollen, die uns glücklich machen. Und weil wir uns eine Wohnumgebung erschaffen wollen, in der alle Dinge, die wir lieben, ihren festen Platz haben. Damit wir besser einordnen können, was wir behalten wollen und was gehen kann, ist es wichtig, sich vorher Gedanken über das Leben zu machen, das man eigentlich führen will. Wie sieht dein Alltag optimalerweise in deinem frisch aufgeräumten Zuhause aus? Es gilt, sich dies im Vorhinein so detailliert wie möglich vorzustellen. Doch manchen Menschen fehlt schlicht und ergreifend das Vorstellungsvermögen. Sie blicken auf die derzeitige Unordnung und können nur schwer glauben, dass die Zimmer auch anders aussehen könnten. Wenn du zu diesen Menschen gehörst, kann es sehr hilfreich sein, ein Foto als Inspiration zu nutzen. Suche dir ein Foto, bei dem du denkst: Ja, genau so soll es in meinem Traumzuhause aussehen! Du kannst dir ein Foto aus dem Internet oder aus einer Zeitschrift suchen oder selbst ein Foto machen, zum Beispiel wenn du bei Menschen bist, deren Wohnung dir sehr gut gefällt, oder wenn du durch ein Möbelhaus spazierst, in dem es eingerichtete Zimmer gibt. Dieses Foto ist dann deine Messlatte. Wenn du Lust hast, kannst du auch noch mehr Fotos sammeln und – entweder digital oder analog – ein Moodboard erstellen. Diese in Form gebrachte Vision deines zukünftigen Lebens in deinem Zuhause wird dich unglaublich motivieren, beim Thema Ordnungschaffen am Ball zu bleiben.
Fotos, um Platz zu sparen
Wenn es dir sehr schwerfällt, Dinge auszusortieren, denk nochmal darüber nach, warum du überhaupt aufräumen möchtest. Geht es dir auch darum, mehr Raum und freie Flächen zu schaffen, die das Auge und Gemüt beruhigen? Dann denk daran: Du kannst den Raum oder den Gegenstand haben, nicht beides. Jeder Gegenstand – und sei er auch noch so klein – nimmt Platz weg für etwas anderes. Entscheide dich also bewusst und bewahre nur diejenigen Gegenstände auf, die dir Freude bereiten.
Ein Trick, um Platz zu sparen, besteht darin, Fotos von den betreffenden Gegenständen zu machen. Anstelle eines größeren Kartons mit all den großformatigen Zeichnungen aus deiner Kindheit könntest du auch ein wesentlich kleineres Album aufbewahren, in das du die Fotos klebst, die du von all den Zeichnungen gemacht hast, bevor du sie aussortiert hast. Oder du fotografierst alte Zeugnisse, Urkunden und Preise ab und richtest dir eine „Gewinner-Galerie“ ein, die dich an deine Erfolge erinnert anstelle der Gegenstände. Du kannst Möbelstücke, Briefe, Bücher, Kleidung – was auch immer – abfotografieren und diese Fotos digital speichern, um auf so wenig Platz wie möglich deine Andenken aufzubewahren.
Fotos ganz zum Schluss aufräumen
Ein wesentliches Element der KonMari® Methode des Aufräumens ist das Vorgehen nach Kategorien anstelle von Räumen. Die fünf Kategorien (Kleidung, Bücher, Papiere, Komono bzw. Verschiedenes, Erinnerungsstücke) werden sukzessive und in der vorgegebenen Reihenfolge aufgeräumt. Letztendlich geht es beim Ausmisten ja darum, Entscheidungen zu treffen: Does it spark joy? Soll ich es behalten oder aussortieren? Die Antwort auf diese Fragen zu finden, ist nicht immer einfach. Sie muss während des Prozesses erlernt werden. Durch die tausendfache Wiederholung schulen wir mehr und mehr unsere Entscheidungsfähigkeit. Am Ende sind wir echte Profis und können uns binnen Sekunden mit unseren Sinnen und unserer Intuition verbinden. Unsere Bauchgefühlmuskeln sind gut trainiert, sodass uns eine Einordnung in Bleiben und Loslassen nicht mehr allzu schwerfällt. Man sollte es aber tunlichst unterlassen, bereits zu Beginn des Prozesses Sentimentalitäten aufräumen zu wollen. Fangen wir direkt mit Gegenständen an, die mit Emotionen behaftet sind, werden wir wahrscheinlich sehr schnell überfordert sein und das Aufräumen ganz lassen. Stattdessen bietet es sich an, mit einem neutraleren Bereich wie der Kleidung zu beginnen und sich dann peu à peu zum hot shit durchzuarbeiten. Fotos zum Beispiel. Sie werden ganz zum Schluss aufgeräumt!
Der Joy Check bei Fotos
Wie bei allen anderen Kategorien auch ist ein Wesentlicher Bestandteil beim Aufräumen von Fotos der sogenannte Joy Check. Dazu nimmst du jedes Foto einzeln (!) in die Hand und spürst in dich hinein, ob es dir Freude bereitet. Normalerweise sollen auch Fotos aus Alben genommen und einzeln betrachtet werden. Lediglich wenn du weißt, dass ein Album als Ganzes dir Freude bereitet, kannst du diesen Schritt überspringen. Du nimmst also grundsätzlich jedes Foto einzeln in die Hand und versuchst, mehr aus deinem Gefühl heraus zu entscheiden als aus rationalen Gründen. Auf diese Weise setzt du dich sehr intensiv mit deiner Vergangenheit auseinander. Das kann amüsant, bewegend, manchmal auch schmerzhaft sein. Manche Schnappschüsse aus einer längst vergessenen Zeit können uns derart aufrütteln, dass uns nach Weinen zumute ist. Halte diese Energie auf keinen Fall zurück, sondern lieber Taschentücher bereit. Weinen kann unglaublich erlösend und dadurch kraftvoll sein. Wie schön, sich noch einmal mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen in dem Wissen, sie dann ein für alle Mal abgeschlossen zu haben, oder nicht? Ich liebe wirklich diese kathartische Wirkung des Aufräumens. Manche Fotos werden dir sicherlich gar nichts mehr sagen. Vielleicht sind sie verschwommen, doppelt und dreifach, oder sie zeigen Dinge, Menschen oder Tiere, die du beim besten Willen nicht mehr einordnen kannst. Lass diese Fotos direkt gehen. Auch Fotos, auf denen du dir selbst nicht gefällst, sind es nicht wert, aufgehoben zu werden. Bei der Masse an Fotos, die wir ins Leben rufen, lohnt es sich wirklich, nur die zu behalten, auf denen wir uns absolut unwiderstehlich finden.
Fotos, die Erinnerungen beherbergen
Viele Menschen haben Angst, wenn sie Fotos aussortieren, würden auch die dazugehörigen Erinnerungen verschwinden. Dem ist nicht so. Möglicherweise erinnern wir uns nicht mehr ganz genau an Details wie die Kleidung, die wir in einer bestimmten Situation trugen. Aber an die wirklich wichtigen Dinge erinnern wir uns sehr wohl. Wir werden uns auch immer daran erinnern, wie wir uns in einer bestimmten Situation gefühlt haben. Vielleicht müssen wir uns ein wenig anstrengen, in den Schubladen unseres Gedankenpalastes kramen, aber am Ende wissen wir es wieder. Und wenn wir uns gar nicht mehr erinnern? Dann war das Ereignis vielleicht wirklich keine Erinnerung wert. Mach dir bewusst, an was du überhaupt erinnert werden möchtest und ob ein Foto die beste Möglichkeit der Gedankenstütze ist. Möglicherweise hast du ein Souvenir anderer Art, das für dich besser das Erlebte konserviert. Beispielsweise könntest du die Salatschüssel, die du so magst und die dich an den Spanienurlaub erinnert, behalten, während du das Foto vom Markt, auf dem du sie gekauft hast, aussortierst.
Ein Spezialfall sind zudem Fotos, die negative Assoziationen hervorrufen. Diese würde ich sofort über Bord werfen! Aber auch wenn du weniger impulsiv bist: Überleg dir wirklich, ob du an diesen Expartner/diese Expartnerin erinnert werden möchtest, an das furchtbare Bewerbungsgespräch oder deinen schrecklichen Arbeitgeber von vor zehn Jahren? Wie sieht’s aus mit dem Freund/der Freundin, der/die dich damals ausgenutzt hat? Und was ist mit den Fotos aus dem Auslandsjahr, in dem du nur Heimweh hattest und dich einsam gefühlt hast? Solltest du etwas davon behalten wollen (denn, stimmt, auch negative Erfahrungen gehören zum Leben dazu und machen uns zu den Menschen, die wir sind), beschränke dich auf einige wenige Fotos und lass sie nicht Überhand nehmen. Das wäre zumindest mein wohlmeinender Ratschlag.
Neue Aufbewahrung für Fotos, die joy sparken
Hast du dich durch deinen – mehr oder weniger großen – Berg an Fotos gearbeitet? Super! Alte Fotos auf dem Boden zu verteilen und so unser Leben vor uns ausgebreitet zu sehen, kann richtig Spaß machen! Zum Schluss geht es darum, die Fotos auf würdige Art und Weise zu verstauen. Und zwar so, dass wir sie jederzeit, wenn uns danach ist, anschauen können. Denn was bringt uns eine Kiste von Fotos, die im Keller verschimmelt? Hier kommen vier wertschätzende Ideen dafür, was sich mit deinen Lieblingsbildern anstellen lässt:
Klassisch – Das Fotoalbum
Keine weltbewegende Idee aber eine, zu der du vielleicht animiert werden musst, weil sie doch ein wenig Arbeit macht: Erstelle Alben mit deinen schönsten Fotos. Du kannst deine Fotos nach Jahren sortieren oder für verschiedene Ereignisse eigene Alben erstellen. Magst du lieber ausgedruckte Fotos, die du händisch einklebst, oder digital erstellte Fotobücher? Ob du dein Album mit bunten Klebestreifen oder Glitzerstiften verschönerst, den Fotos eine Überschrift gibst oder zu jedem einzelnen eine kleine Notiz schreibst, hängt von deinen Wünschen ab. Hauptsache, du wirst dazu angeregt, die Fotos aktiv in dein Leben zu holen. So ein Album ist einfach schön anzuschauen.
Gemeinsam – Fotos sortieren als Event
Egal ob du deine Fotos in Alben oder einer hübschen Erinnerungsbox aufbewahren willst: Mache aus dem Aufräumen der Fotos ein Event mit Familie oder Freund*innen. Alle bringen ihre alten Fotos mit und gemeinsam wird in Erinnerungen geschwelgt, gelacht, geweint. Bei dieser Gelegenheit kann man auch Fotos austauschen, die besser bei jemand anderem aufgehoben wären. Eine schöne Idee ist es auch, (ehemalige) Freund*innen zu kontaktieren, um ihnen Fotos von ihrem jüngeren Ich zukommen zu lassen oder sie an schöne Momente zu erinnern und damit die Freundschaft aufleben zu lassen.
Ungewöhnlich – Deine eigene Timeline
Spannend kann es auch sein, anhand von Fotos die eigene Entwicklung nachzuvollziehen. Wie wäre es, wenn du Portraits von dir aus den jeweiligen Jahren der Reihe nach in ein Album klebst oder eingerahmt an die Wand hängst? (Es kann auch die Innenseite deines Schrankes sein, wenn es nicht jeder sehen soll 😉!) Auf diese Weise baust du dir deinen eigenen Zeitstrahl von damals bis heute und siehst auf einen Blick, wie du dich verändert hast. Dies ist auch eine gute Verwendung von den ansonsten meist ungeliebten Passfotos. Schäme dich nicht für sie, sondern feiere dein Wachstum!
Digital – Fotos in der Cloud
Wie wär’s, wenn du dir demnächst ein bis zwei Nachmittage freinimmst, um all deine alten Fotos zu digitalisieren? Vielleicht hast du bereits Alben mit deinen Lieblingen erstellt, hast aber noch ein paar Fotos übrig, von denen du dich nicht trennen kannst, die aber nicht so recht zu den anderen passen wollen? Oder du entscheidest dich, alle Fotos zu digitalisieren (ob per Scanner oder App). Überleg dir auf jeden Fall eine für dich sinnvolle Struktur, sodass du ein Foto schnell wiederfindest, wenn du es suchst. Ordner, die nach Jahren benannt sind und wiederum Unterordner mit speziellen Ereignissen beinhalten, haben sich bewährt. Du kannst einzelne Fotos auf dem PC auch benennen, um sie mittels Suchfunktion schneller aufstöbern zu können. Speichere alle Fotos, die du nicht verlieren möchtest, sicherheitshalber in einer Cloud oder auf einer externen Festplatte. Aber Achtung, auch Digitales nimmt (mentalen) Raum ein! Nimm dir einmal im Jahr vor, die Fotos durchzusehen und dich von denen zu trennen, die nicht mehr zu deinem Leben passen.
Polaroid-Prävention
Fotos gibt es natürlich nicht nur – genauer gesagt sogar immer seltener – in analoger Form. Unsere Laptops und Handyspeicher sind voll mit ihren digitalen Verwandten. Die Flut an digitalen Daten ist eine Unordnung ganz anderen Ausmaßes, die uns nicht minder belastet. Das Vorgehen zum Aussortieren analoger Fotos kann daher auch auf digitale angewandt werden: Jedes Foto einzeln anklicken, sich fragen, ob es einen mit Freude erfüllt, wenn nicht, löschen (gilt für doppelte und unscharfe sowieso), wenn ja, behalten und eine sinnvolle Ordnerstruktur überlegen. Manchmal setzen die Smartphonekapazitäten dem Fotowahn ein Ende, wenn mal wieder angezeigt wird, dass der Speicher voll ist. Dann müssen wir löschen. Löschen, um wieder mehr Foto machen zu können? Was steckt eigentlich hinter dem Bedürfnis, jede auch noch so unspektakuläre Nuance des Alltags verewigen zu müssen? Wenn es der Wunsch nach Unsterblichkeit ist, frage ich mich, inwiefern eine 08/15-Aufnahme von einer alltäglichen Situation dazu beiträgt, dass unser Name überdauert. Oft steckt sicher auch ein gewisses Geltungsbedürfnis dahinter, wenn wir Fotos von fancy Essen aus einem fancy Restaurant auf Social Media posten. Wir wollen uns darstellen, im Vergleich nicht zurückbleiben. Doch wie das mit Vergleichen und Glücklichsein ist, wissen wir eigentlich auch. Und es ist ein Naturgesetz, dass das, was en masse vorhanden ist, an Wert verliert. Deshalb plädiere ich für eine Einstellung à la Polaroid: Wer mit einer Polaroidkamera Fotos aufnehmen will, muss sich ganz sicher sein, welchen Ausschnitt der Realität er wirklich abbilden möchte. Schließlich sind Polaroids keine Massenware, Filme sind teuer (zumindest verhältnismäßig) und auf eine bestimmte Stückzahl begrenzt. Spätestens wenn man den Film wechseln muss, führt das zu einem kurzen Innehalten und einer Reflexion darüber, wie viele Fotos man schon verschossen hat. Wir können diese Polaroid-Mentalität auch auf unser Smartphone übertragen. Und zwar indem wir uns vorstellen, dass Fotos nur in einer bestimmten Anzahl geknipst werden können. Sagen wir, wir beschränken unsere Schnappschüse auf drei pro Tag. Auf diese Weise machen wir uns (im besten Fall) vorher bewusst, was genau wir eigentlich warum aufnehmen wollen. Das einzelne Foto erhält so wieder mehr Wertigkeit. Wir schießen nicht planlos drauflos, sondern stellen vorher scharf, um genau das abzubilden, was wir festhalten wollen. Eine gute Übung, um die Überschwemmung von Junkfotos präventiv zu vermeiden.
Fotos, der Endgegner. Für viele ist das Aussortieren und Aufräumen von Fotos eine echte Herausforderung. Aber auch diese Aufgabe lässt sich strukturiert und mit Humor und Leichtigkeit angehen. Ich hoffe, dass dieser Beitrag dazu beiträgt (im wahrsten Sinne des Wortes), dass du keine Angst vorm Durchsehen deiner Fotos hast. Fürchte dich nicht vor Emotionen und halte deine Erinnerungen in Ehren! (Nicht in verstaubten Pappkartons!)