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#2: Die richtige Reihenfolge

Ich liebe Aufräumen. Schon als Kind habe ich es gern gemacht und ich kann mittlerweile nicht mehr zählen, wie viele Aufräumaktionen ich gemeinsam mit meiner Schwester in unserem Elternhaus durchgeführt habe (in einem großen Haus, das von den Großeltern gebaut und weitervererbt wurde, finden sich ziemlich viele Ecken mit ziemlich vielen Dingen ). Als erstes überlegten wir uns immer, welche Ecke des Hauses gerade am unordentlichsten ist (wobei überlegen eigentlich nicht das richtige Wort ist – die entsprechenden Ecken und Orte schrien uns quasi an „Luft, Luft, wir brauchen Luft! Wir wollen aufgeräumt werden!”. Wir entschieden uns dann meistens für den Raum oder auch nur ein Regal, das unsere Aufmerksamkeit am nötigsten hatte. Mit dem Ergebnis waren alle Beteiligten stets zufrieden, aber es verging nicht viel Zeit, bis an diesem Ort wieder Chaos herrschte. Dass wir das Aufräumen völlig falsch angingen, sodass es keine langfristigen Erfolge geben konnte, lernte ich erst Jahre später, als ich mich zur Konmari® Consultant (deutsch: KonMari®-Beraterin) ausbilden ließ. Da wurden mir wirklich die Augen geöffnet!

Nicht nach Räumen vorgehen, sondern nach Kategorien

Die KonMari® Methode unterscheidet sich von anderen Aufräum- und Ordnungsmethoden in verschiedenen Aspekten. Unter anderem ist es quasi verboten, für andere Personen aufzuräumen! (Warum dieser Punkt so wichtig ist, kannst du hier nachlesen.) Okay, kein Wunder, dass das Haus meiner Mutter zwar unmittelbar nach der Aufräumaktion super aussah, diese Ordnung aber nie lang anhielt…

Der vielleicht augenöffnendste Aspekt ist aber, dass man nicht nach Räumen vorgeht, sondern nach Kategorien. Und zwar nach folgenden fünf Kategorien und in genau dieser Reihenfolge:

  1. Kleidung

  2. Bücher

  3. Papiere

  4. Komono (= Verschiedenes)

  5. Sentimentales/Erinnerungsstücke

Was es mit diesen Kategorien auf sich hat und warum es so wichtig ist, sich an diese Reihenfolge zu halten, erfährst du in diesem Beitrag.

Kategorie 1: Kleidung

Logischerweise gehören alle Kleidungsstücke, die du besitzt, zu dieser Kategorie. Mit allen meine ich wirklich alle. Ja, auch die eingemotteten Wintersachen unterm Bett. Ja, auch die Jacken ganz hinten im Schrank. Und ja, auch die dreckige Wäsche in der Wäschebox. Vergiss nicht die saisonalen Kleidungsstücke wie Handschuhe, Schals und Mützen oder auch die Regenjacke. Und auch alle Kleidungsstücke, die etwas mit einem Hobby zu tun haben, gehören hier hin (z.B. eine Skihose oder eine Reitkappe). Marie Kondo fasst diese Kategorie sogar noch etwas weiter: Auch Schuhe und Taschen zählt sie mit dazu.

Kategorie 2: Bücher

Als nächstes kommen die Bücher dran. Man kann sie in literarische Bücher, Sachbücher (denk auch an deine Kochbücher, die befinden sich möglicherweise woanders) und Bildbände unterteilen. Neben Büchern gehören aber auch Zeitschriften oder Comics in diese Kategorie.

Beachte: Fotoalben, Tagebücher oder Taschenkalender kommen jetzt noch nicht dran! (Die beiden ersten fallen unter Sentimentales und der letzte gehört zu Bürobedarf und damit zu Kategorie 4: Komono.)

Kategorie 3: Papiere

Du kannst diese Kategorie auch „Papierkram” oder „Dokumente” nennen, im Original auf Englisch heißt sie papers. Damit sind also nicht deine Ausweispapiere gemeint, sondern generell alles, was Papier ist. Marie Kondo unterteilt diese Kategorie in drei Unterkategorien:

  • muss für unbestimmte Zeit aufbewahrt werden: Steuerunterlagen, Versicherungsdokumente, Geburtsurkunde,…

  • muss für bestimmte Zeit aufbewahrt werden: Verträge, Rechnungen, Kontoauszüge, Stundenpläne, Seminarunterlagen,…

  • möchtest du gerne aufbewahren: Briefpapier, Rezepte, den Flyer eines Pizzalieferanten, ein Rätsel aus der Zeitung,…

Beachte: Postkarten und Briefe bedeuten uns häufig viel und sollten daher erst am Ende bei Sentimentales/Erinnerungsstücke aufgeräumt werden.

Kategorie 4: Komono

Die vierte Kategorie ist die einzige, die einen japanischen Namen trägt – was möglicherweise die Wichtigkeit dieser Kategorie unterstreicht, auf alle Fälle aber toll klingt. Es handelt sich wirklich um eine besondere Kategorie, nämlich die größte! Komono, oder auch „Verschiedenes”, ist alles, was nicht in Kategorie 1, 2, 3 oder 5 fällt. Damit man da nicht den Überblick verliert, ist es ratsam, Komono in weitere Unterkategorien aufzudröseln. Typische Kategorien, die in fast jedem Haushalt vorkommen, sind die folgenden:

CDs & DvDs – Kosmetik/Makeup – Pflegeprodukte – Accessoires – Technik/Elektronik – Werkzeug – Wertsachen – Bettwäsche & Handtücher – Küchenutensillien – Haushaltsgeräte – Lebensmittel – Putzmittel – Hobbyequipment – Sonstiges

Oder anders ausgedrückt, könnte man innerhalb dieser großen Kategorie nach folgender Reihenfolge vorgehen:

  • Bürobedarf

  • Elektronik

  • Badezimmer-Komono

  • Hobbyequipment

  • Putzen & Wäsche

  • Küchen-Komono

  • Sonstiges

Kategorie 5: Sentimentales/Erinnerungsstücke

Die letzte Kategorie bilden alle Gegenstände, an denen wir besonders hängen, weil wir sie mit bestimmten Emotionen verbinden. Das kann ein Souvenir aus einem schönen Urlaub sein oder das besonders gute Zeugnis, das wir aufbewahrt haben. Vielleicht ist es auch ein winziger Zettel mit einer Notiz von einer lieben Person oder der Preis, den wir für etwas bekommen haben, das wir gut können. Natürlich gehören Fotos dazu, alte Tagebücher oder vielleicht Fanartikel von unser Lieblingsband. Jeder Mensch ist anders, daher ist für jeden Menschen auch etwas anderes wichtig. Was für dich in diese Kategorie gehört, entscheidest daher nur du!

Trainiere deine Entscheidungsfähigkeit

Die Kategorien sollen nicht ohne Grund in dieser Reihenfolge aufgeräumt werden. Sie sind so gewählt, dass man sich Schritt für Schritt zum Ziel vorarbeitet.

Manchmal kann es für uns schwierig sein, zu entscheiden, ob wir gewisse Dinge noch in unserem Leben haben wollen oder ob wir sie lieber loslassen sollten. Je mehr Emotionen mit einem Gegenstand verknüpft sind, desto schwieriger wird die Entscheidung. Deshalb fangen wir mit der Kleidung an. Da hier die Entscheidung, ob man etwas behält, abgibt oder entsorgt verhältnismäßig einfach ist und sich die Kategorie klar definieren lässt, ist sie ideal für den Einstieg. Zudem sind Kleidungsstücke einerseits Gegenstände, mit denen wir häufig zu tun haben (im besten Fall zumindest mit den meisten), und andererseits selten wirklich emotional für uns. Während wir den joy check mit unserer Kleidung durchführen, schärfen wir unser Bewusstsein dafür, was uns glücklich macht.

Als nächstes kümmern wir uns um die Bücher. Sie haben zum einen die Tendenz, sich quasi unbemerkt anzuhäufen, und zählen zum anderen zu den Top 3 der Dinge, bei denen uns das Wegwerfen am schwersten fällt. Trotzdem handelt es sich hier um eine klar abgesteckte Kategorie, und meistens wissen wir auch genau, wo sich im Haus oder in der Wohnung Bücher befinden. Häufig werden Bücher in nur einem Raum (mit Ausnahme von Kochbüchern) aufbewahrt, und wenn man doch noch einen verschlossenen Karton mit Büchern im Keller stehen hat, dann weiß man das in der Regel noch, weil man sich an das Gewicht beim Schleppen erinnert. Am besten ist das Gefühl nach dem Aussortieren, wenn nur noch die Bücher übrig sind, die uns wirklich glücklich machen. Räum auch du deine Bücher auf, indem du dich fragst, welche dich noch in deinem Leben begleiten dürfen. Auf diese Weise kreierst du ein Regal, das dich als Mensch widerspiegelt. Ein praktischer Nebeneffekt ist, dass du im Anschluss auch Informationen besser nach ihrer Qualität filtern kannst. So arbeiten wir uns weiter vor über Papiere und die einzelnen Komono-Unterkategorien bis zur letzten Kategorie.Die Reihenfolge hilft uns, unsere Entscheidungsfähigkeit immer weiter zu schulen, bis wir auch bei gefühlsbehafteten Erinnerungsstücken einen Schritt zurücktreten können und uns ehrlich die Frage beantworten können: Bereitet mir dieser Gegenstand (noch) Freude?

Wenn du dich an die Reihenfolge hältst, wirst auch du immer besser darin, zu entscheiden, ob dir eine Sache noch gefällt, ob sie dich glücklich macht und du sie noch in deinem Leben haben möchtest. Denn dafür wurdest du im Laufe des Prozesses sensibilisiert. Wenn etwas dir keine Freude mehr bereitet, kannst du es ohne Schuldgefühle und in Dankbarkeit loslassen – das hast du gelernt!