#36: Berufung ist sowasvon 2023. Hast du schon deine Behausung gefunden?
New Work, New Work!
Der Inhalt des diestägigen Blogbeitrags ist inspiriert von dem Buch Neue Arbeit, neue Kultur von Frithjof Bergmann, welches spannende Impulse dafür bereithält, wie wir unsere Arbeit neu gestalten können, um letztendlich ein besseres Leben zu führen. Beim Lesen sind mir tatsächlich immer wieder Parallelen zum Thema Aufräumen aufgefallen und dadurch auch Verbindungen zum SUDDENLY I SEE Ordnungscoaching: Das Coaching legt den Fokus ja auf dein persönliches Glücksgefühl. Es lehrt dich, Entscheidungen zu treffen, die deinem Leben zuträglich sind, indem sie zum Beispiel zur Erreichung deiner Ziele und zur Erfüllung deiner Wünsche beitragen. Das, was du zunächst anhand deines Besitzes übst – nämlich deiner Intuition zu folgen und deine Träume wieder ernst zu nehmen – lernst du peu à peu auf alle Bereiche zu übertragen. Wenn der Maßstab all deiner Entscheidungen ab jetzt ist, wie glücklich dich etwas macht, kommt es unweigerlich zum Hinterfragen weiterer scheinbarer Gegebenheiten wie zum Beispiel deiner Arbeit. Erfüllt dich deine berufliche Tätigkeit? Wenn nicht, interessiert dich vielleicht ebenfalls das Konzept von „New Work“. Lies hier, wie du die Erkenntnisse der Neuen Arbeit auch auf das Thema Wohnen anwenden kannst.
Im Umkehrschluss
Frithjof Bergmann schreibt, das Wesentliche an der Neuen Arbeit sei es, den momentanen Zustand umzukehren: „Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen.“ Ich finde, dass man seine Theorie gut auf die eigenen vier Wände anwenden kann: Jahrelang haben wir unserem Zuhause gedient. Wir räumten manisch Papierstapel von A nach B, fegten regelmäßig Dinge beiseite, um Dahinter- oder Darunterliegendes in die Finger zu bekommen, hoben jede Woche roboterartig zig Sachen vom Fußboden auf, damit der Staubsauger durch die Gegend fahren kann. (Frage: Wer ist hier eigentlich der Staubsaugerroboter?!) Unser Zuhause zehrt unsere Kräfte auf – was bleibt ist eine endlose Erschöpfung. Ja, es stimmt: Ein unordentliches, vollgestopftes Zuhause voller Ramsch verunstaltet nicht nur sich selbst, sondern auch uns! Wenn es uns nicht umbringt, so macht es uns doch wenigstens krank (What doesn’t kill us makes us sick, really sick!). Doch das muss nicht so sein! Es gibt eine Lösung, juchu!
Genau wie Bergmann die Arbeitswelt umkehren will, sollten wir auch die Herangehensweise an unser Zuhause umkehren. Das heißt, dass wir fortan der Meinung sind, dass unser Zuhause UNS dienen muss. (Klingt logisch? Wir sollten vorher lieber mal nachschauen, ob das bei uns der Fall ist!) Wir brauchen ein Zuhause, das die beste Version unseres Selbst hervorbringt, ein Zuhause, das unseren tiefsten Wünschen entspricht, unsere Talente fördert, das uns neue Energie gibt, uns stärkt und auf eine höhere Ebene hebt. Ein Zuhause, das quasi unsere „Behausung“ ist. Den negativen Beigeschmack dieses Wortes streichen wir mal, denn wenn wir „Behausung“ analog zu Berufung sehen, dann ist es doch genau das, wonach wir suchen: Ein Wohlfühlort, an dem wir (uns aus-)leben können. Das Ziel besteht darin, unsere Häuser und Wohnungen so zu transformieren, dass sie, wie die neue Form der Arbeit „freie, selbstbestimmte, menschliche Wesen“ hervorbringen.
Nutze das Kraftfeld
Frithjof Bergmann erzählt zu Beginn des Buches folgende Geschichte: „Eine Frau kommt aus einem Geschäft. Sie schaut hinüber zum Parkplatz, wo sie ihr Auto geparkt hat, einen altmodischen VW „Käfer“. Auf den ersten Blick erfasst sie zu ihrem Entsetzen, dass ihr fünfjähriger Sohn unter dem Auto liegt, das aus irgendeinem Grund nach vorn gerollt sein muss und ihr Kind überfahren hat. Das liegt jetzt unter einem Rad, mit der enormen Last des Wagens auf seiner Brust. Ohne einen Augenblick zu zögern, läuft sie hinüber, greift auf einer Seite mit beiden Händen unter das Auto, hebt es an und rettet so ihren Sohn.“ Die Frau hat sich dabei nicht einmal verletzt. Wie kann das sein? Man kennt diese Beispiele von Menschen, die plötzlich ungeahnte Kräfte freisetzen. Doch wie ist das möglich? Für einen solchen Kraftschub ist eine Situation mit außergewöhnlichem Druck vonnöten. Bergmann sagt, das Entscheidende sei der Kontext. In diesem Fall besteht der Kontext aus der Frau, dem Sohn und dem Auto. Die Tatsache, dass ihr Sohn in Lebensgefahr ist, setzt sie unter enormen Druck – sie befindet sich plötzlich inmitten eines mächtigen Kraftfeldes. Deshalb schafft sie etwas, das unter normalen Umständen nicht möglich wäre.
Ich behaupte, dass bei uns Zuhause etwas Ähnliches geschehen kann: Vielleicht fällt uns das Aufräumen am Anfang schwerer als gedacht. Aber wenn wir motiviert sind und dabeibleiben, wird plötzlich dieses besondere Kraftfeld für uns geöffnet, in das wir komplett eintauchen dürfen. Auf diese Weise wird das Aufräumen zu einem Prozess, der uns mehr Energie gibt als uns nimmt. (Das ist tatsächlich etwas, das ich immer wieder selbst erfahre und was meiner Definition eines Traumberufs entspricht.) Der Kontext besteht in diesem Fall aus uns selbst, unserem Zuhause und unserem Besitz. Wenn wir mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Handwerkszeug (KonMari®!) ans Werk gehen, wird der Aufräumprozess zu einem sich selbst verstärkenden Kraftspender. Erstaunlicherweise setzt das Aufräumen dann immer mehr Energie frei, die wieder in den Prozess gesteckt werden kann (wie ein thesaurierender ETF, wenn du verstehst, was ich meine 😉). Nutze diese Zugkraft des Aufräumens, diese regelrechte Aufwärtsbewegung für deine persönliche Wiederauferstehung!
Alternativ bleibt dir natürlich auch die Möglichkeit, nichts zu machen. Vielleicht denkst du dir: Einfach alles beim Alten lassen, den Status Quo aufrechterhalten, bitte keine Veränderung! Doch dann würdest du Opfer bringen. Um genau zu sein EIN Opfer – dich! Aufräumen und Ordnungschaffen bedeutet aber gerade, KEIN Opfer der Umstände und der Gewohnheiten mehr zu sein. Aufräumen bedeutet Ausbrechen, Ausbrechen aus selbstgemauerten Gefängnissen, aus den Gitterstäben der Unbewusstheit. Beobachte nicht länger die Horror-Show, ohne einzuschreiten. Schluss mit der Entscheidungsvermeidung! Erschaffe dir ein Zuhause, das du liebst, und du wirst dein Leben lieben!
Und schließlich erkennt auch Bergmann die Verbindung zwischen aufräumen und leben: „Wenn wir unsere Aufmerksamkeit einem Stuhl, einer Lampe, einer Couch, einem Tisch zuwenden, wird sehr schnell klar, wie die meisten dieser Dinge auf 100-fache Weise verbessert werden könnten. Und dies ist natürlich noch zehntausendmal zutreffender für das Leben.“